Es ist fast schon Tradition, dass der Münchner Pfarrer und Buchautor Felix Leibrock einmal im Jahr zu einem Literaturabend nach Weilheim kommt. Diesmal war er in der Lesbar zu Gast, um seine Lieblingsbücher des Jahres vorzustellen.12 an der Zahl waren es. Ganz unterschiedliche Autoren und Erzählstile kamen zu Wort, von Salman Rushdie über Michael Köhlmeier und Iris Wolff bis Axel Hacke. Auch ein echter Leibrock-Krimi mit dem Titel "Mord auf dem Königssee" durfte nicht fehlen. Dabei ging es immer um das Thema des Abends, um den Horizont und um das Dahinter. Vom realen Horizont, den Astronomen und Seefahrer im 15. Jahrhundert erkundeten und revolutionierten, spannte Leibrock den Bogen zum religiös-philosophischen Horizont, der zu der Frage führt, "Was kommt nach dem Tod?". Eingebettet in Berichte von beeindruckenden Nahtod-Erfahrungen präsentierte er wie immer wortgewandt und höchst unterhaltsam seine persönlichen Buchtipps des Jahres. Eine willkommene Inspirationsquelle für die gebannt lauschenden Anwesenden. Weihnachten steht ja schließlich vor der Tür...

Insgesamt 10 außergewöhnliche Frauen porträtiert Andrea Brill in ihrem neuen Buch, fünf von ihnen stellte sie in der Lesbar im Gespräch mit Lesbar-Teammitglied Ursula Defregger ausführlich vor. Im Hintergrund der beiden waren großformatige Fotos der fünf porträtierten Frauen an eine "Wäscheleine" gepinnt. Den Anfang machte sie mit Pianistin und Komponistin Clara Schumann, die sich gegen ihren berühmten Ehemann Robert durchsetzen musste, obwohl er sie wohl lieber in einer traditionellen Rolle als Hausfrau gesehen hätte, eine typische Löwin halt. Die zweite Protagonistin, Anna Mahler, sei dagegen eher der Adler-Gruppe zuzuordnen. Auch sie musste sich, allerdings in Bezug auf ihre dominante Mutter, Alma Mahler-Werfel behaupten, um ihr Leben der Bildhauerei widmen zu können. Die Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé, die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin Else Jaffé-von Richthofen und die Mode-Designerin Coco Chanel komplettierten das Quintett, bevor sich eine rege Diskussion mit den lauschenden Gästen entspann. Interessant und unterhaltsam war der Abend und vielleicht auch anregend für das überwiegend weibliche Publikum. 

Danach: Martina Bogdahn mit ihrem Roman in der Hand im Kreise des Lesbar-Teams

"Du musst unbedingt Kabarett machen!" So lautete einst die Empfehlung eines Freundes. Aber das konnte sich die quirlige Martina Bogdahn überhaupt nicht vorstellen. "Dann schreib wenigstens ein Buch!"... So fing alles an und jetzt hält sie es stolz in ihren Händen: "Mühlensommer". Die Geschichte vom Leben auf dem Land, vom Leben ihrer Familie auf einem Einöd-Hof irgendwo in Mittelfranken, von ihrem eigenen Leben. Durchaus zwiespältig fühlt sie sich, immer schwankend zwischen dem Sehnsuchtsort ihrer Jugend, der Großstadt, in der sie unbedingt in einer Straße ohne irgendeinen Baum wohnen wollte. Hauptsache weg von der Einöde. Und andererseits dem Gefühl, das man am besten mit dem Wohlfühl-Begriff Heimat umschreiben kann: Die Jahrhunderte alte Mühle ihrer Kindheit, der Geruch frischgebackenen Brotes, das Plätschern des Baches...Privilegiert fühlt sie sich, weil sie beides in sich trägt und leben kann. Authentisch und geerdet unterhielt Martina Bogdahn ihr Publikum in der Lesbar mit mehreren Kapiteln aus Mühlensommer. Dabei bezog sie es immer wieder ein. So war auf Handzeig der Autorin unisono aus den vielen anwesenden Mündern wiederholt der Ausruf "Obacht!" zu hören - wie seinerzeit von ihrer Oma beim Betätigen der schweren Hopfenmaschine. Spaß und Lebensfreude pur in der Lesbar. Und als Zuckerl zum Schluss nahm Martina Bogdahn auch noch ihre Gitarre zur Hand und sang eine gefühlvolle Ballade. Wunderschön der Song, die Stimme, der Abend.

"Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten", so der Titel des neuesten Romans der jungen, aber schon renommierten Autorin, den sie in der Lesbar präsentierte. Er handelt von einer Frau, die sich ein Zimmer in einem Hotel nimmt, sich dort tagelang einsperrt und nachdenkt. Über ihr Leben, über die Welt und das Ende. Kein einfaches Unterfangen, diese komplexen Reflexionen in Worte zu fassen und in einer guten Stunde der Zuhörerschaft in der Lesbar zu vermitteln. Genau das gelang aber Slata Roschal auf ruhige und sprachlich brillant akzentuierte Weise. Sie las mehrere kurze Episoden aus ihrem hochgelobten Roman, und machte dem interessiert lauschenden Publikum mit verbindenden Erläuterungen die Gedankenwelt der Protagonistin zugänglich. Man konnte sich gut zurechtfinden im Hotelzimmer und in dieser nicht immer stringenten Gedankenwelt. "Wenn sie sich einen guten Psychotherapeuten genommen hätte, dann hätte es dieses Buch nicht gegeben - und das fände ich einfach schade." Dafür gab es breite Zustimmung im vorwiegend mit Frauen besetzten Publikum. Als Bonmot und auf Wunsch einer Zuhörerin verabschiedete sich die Autorin mit einem kurzen Gedicht aus ihrem neuesten Lyrikband. Auch das ruhig und nachdenklich machend.