Alles "paletti"

"Lesbar schreiben" - Workshop mit Isa Jauch und Gabi Zelisko

Schreiben ist komplexer Vorgang. Das wurde den Teilnehmerinnen am "Lesbar schreiben"-Workshop schnell klar. Moderatorin Isa Jauch brachte es auf den Punkt: "Wir denken schneller, als wir schreiben können, um unsere Gedanken zu Papier zu bringen." Kommunikation als Zweck des Schreibens muss heutzutage im Wettbewerb mit den modernen elektronischen Kommunikationsmitteln einfach schnell gehen. Unser nicht angeborenes, sondern in der Schule mühsam erlerntes Schriftbild leidet dadurch immer mehr. Schönes Schreiben benötigt aber Zuwendung, man muss sich bewusst damit auseinandersetzen. Schließlich ist die Handschrift Ausdruck der eigenen Persönlichkeit.

Mehr Freude am Schreiben zu vermitteln, das war das Ziel des vollbesetzten Workshops in der Lesbar. Dazu gehören neben einem bewussten Schreibfluss auch gute Rahmenbedingungen, vom Papier über das Schreibgerät und einer entspannten Körperhaltung bis hin zum richtigen Lichteinfall. Die wichtigen Faktoren, Materialen und Stile konnten von den Teilnehmerinnen unter der fachkundigen Anleitung von Isa Jauch in dem über zweistündigen Workshop ausgiebig getestet bzw. geübt werden. Diverse Schreibgeräte und Papiere hatte "paletti" dafür zur Verfügung gestellt. "paletti"-Chefin Gabi Zelisko machte mit ihrer Präsentation der vielfältigen Materialien Lust auf mehr und die Teilnehmerinnen waren voll konzentriert und mit viel Freude bei der Sache. Jetzt heißt es "üben, üben, üben". Schließlich soll schönes ausdrucksstarkes Schreiben mit der Hand wieder Spaß machen.

 

Comedian, Autor, Moderator und Sechzger-Fan

Lese-Kabarett mit Achim Bogdahn

"Hier ist das Gesicht zur Stimme!" Mit diesen Worten begrüßte die Lesbar-Chefin den bekannten BR2-Radiomoderator in der Lesbar, der sofort professionell den Ball aufnahm und losplauderte. Inspiriert von einer Zeitungsmeldung über den "Brocken-Benno", der den höchsten Berg des Harzes 8.000mal bestiegen hatte, war seine Idee entstanden, die höchsten Erhebungen aller 16 Bundesländer zu erklimmen. Immer begleitet von einer bekannten Persönlichkeit, wie z.B. dem "Brocken-Benno". Zusammen bestiegen die beiden bei strömendem Regen, Kälte und Nebel den mit 1.141 Metern höchsten Berg Sachsen-Anhalts. Eine erste harte Prüfung für den unbewanderten Wanderer. Danach folgten 15 weitere Summits vom kleinesten (32 m in Bremen) bis zur Zugspitze. Was er dabei mit seinen Begleitern erlebte, und was er auf seinen Reisen dorthin mit der Bahn erlebte, verpackte er in sein über 400 Seiten starkes Buch mit dem Titel "Unter den Wolken". Seine Schilderungen und Anekdoten ließen keinen Zweifel aufkommen, dass diese Wanderungen und Zugreisen überaus erlebnisreich und teils sehr chaotisch waren. Besonders angetan hatte es Achim Bogdahn seine Wanderung im Saarland. Es sei das Land, das man immer für Katastrophen-Vergleiche missbraucht..."ein Waldbrand in der Größe des Saarlands...bei schlimmen Katastrophen: doppelt so groß wie das Saarland..." . Aber auch seine Wander-Abenteuer in Hamburg, NRW, Sachsen, Baden-Württemberg und schließlich Bayern waren höchst unterhaltsam und amüsant. Ein regelrechtes Feuerwerk an Anekdoten, das Achim Bogdahn in der bis auf den letzten Stuhl besetzten Lesbar zündete. Die ganze über zweistündige Veranstaltung - übrigens: die 76. (Ziel: 100), entpuppte sich als Mischung aus Kabarett und Lesung, mit zunehmend mehr Kabarett-Anteilen im Verlauf des Abends. Und das ganz spontan, ohne einstudiert zu wirken. Seine Dialekt-Imitationen waren erste Sahne, egal ob Sächsisch, Friesisch, Bayerisch, sein Repertoire schien unerschöpflich. Selbst seine sprachlichen Ausflüge ins befreundete Ausland (CH, NL, A, F...) waren perfekt und sorgten für jede Menge Brüller, anhaltendes Gelächter und am Ende für viel Applaus. Das war Fun, Fun Fun!

 

"22 Bahnen" von und mit Caroline Wahl

Die Lesung von Caroline Wahl war eingebettet in die "Woche der seelischen Gesundheit". "Ein Drittel aller Menschen in Deutschland durchläuft eine schwere psychische Krise im Laufe des Lebens", wie Thomas Buchner von der Diakonie Herzogsägmühle zu Beginn anmerkte. Eine solche Krise thematisiert der Debutroman "22 Bahnen" der 28jährigen Rostockerin. Binnen kürzester Zeit war er zum Bestseller avanciert. Die Publikums-Resonanz auf die Lesung in der Lesbar war dementsprechend riesig. Seit Wochen schon stand "Ausverkauft" auf dem Veranstaltungsplakat im Schaufenster der Buchhandlung. Souverän, selbstbewusst und mit der Erfahrung aus bereits über 50 Lesungen gab die junge Autorin von Anfang an Vollgas. Sie las mehrere längere Passagen aus 22 Bahnen, in der die Heldin (O-Ton Caro Wahl) Tilda sich um ihre kleine Schwerster Ida kümmert, während die Mutter mit gravierenden Alkoholproblemen zu kämpfen hat. Inmitten des familiären Chaos gibt Tilda ihrem und Idas Leben die nötige Struktur, die es zum Überleben braucht, indem sie täglich 22 Bahnen schwimmt. "Tilda hat mit meiner Person nichts zu tun", beantwortete Caroline Wahl die ihr auf Lesungen am häufigsten gestellte Publikumsfrage selbst. "Es brauchte daher einige Recherchearbeit, um mich in das schwierige und fremde Thema einzuarbeiten." Trotz aller Schwere sei 22 Bahnen am Ende dennoch eher ein hoffnungsfroher Roman geworden. Ein knappes Jahr nur, dann war er gedruckt. "Es hat einfach alles gepasst". Nach gut eineinhalb Stunden verriet Caroline Wahl noch, dass sie bereits an einem neuen Roman arbeitet, der im Mai 2024 erscheinen soll. " Windstärke 17" soll er heißen. Schmunzelnd fügte sie hinzu "...und er wird noch besser". Wir sind überzeugt, dass das stimmt, weil sie muss es ja wissen. 

 

Vortrag von Raphaela Kergl über Fair Fashion

So geht nachhaltige Mode

Ein ernstes Thema hatte die informative und reichlich bebilderte Präsentation von Raphaela Kergl in der Lesbar: der ausufernde Modekonsum und seine Auswirkungen.

"Ela" zeigte aufrüttelnde Fotos und kurze Videos von Müllbergen weggeworfener Fast Fashion-Klamotten, die durchschnittlich nur 1,2mal getragen werden, bevor sie unkontrolliert entsorgt werden und von den großenteils unmenschlichen Arbeitsbedingungen vor Ort, z.B. in Bangladesh. Anhand von Beispielen zeigte sie, wie Firmen "Greenwashing" betreiben, etwa indem sie behaupten, keine Kinderarbeit zu dulden, aber nicht erwähnen, dass Kinder im betreffenden Land mit 14 Jahren bereits als Erwachsene gelten.

Glücklicherweise gibt es aber viele Möglichkeiten, diese Mechanismen zu durchbrechen. Second hand, Kleidertausch, Upcycling, Reparatur und selbstverständlich auch insgesamt weniger Konsum sind hier zu nennen. Gütesiegel bieten ähnlich wie bei Nahrungsmitteln auch in der Modebranche eine gute Orientierung für einen bewussten Einkauf. 

Viele weitere Tipps und Informationen wurden in einer abschließenden regen Diskussion zwischen den überwiegend weiblichen Gästen ausgetauscht.

Eine Veranstaltung mit Nachhall und passend zur Lesbar, weil wir uns schon vor einiger Zeit  der thematisch verwandten Gemeinwohlökonomie-Initiative angeschlossen haben.

 

STOA 169

Bernd Zimmer und Dr. Gerald Meier über Kunst und Geschichte der Säulenhalle

Wer kennt sie nicht, die STOA 169 nahe Polling. Nach anfänglichen lokalen Widerständen ist die Säulenhalle mit den 121 von Kunstschaffenden aus der ganzen Welt individuell gestalteten Säulen inzwischen ein Magnet für Kunstinteressierte. "Das ist das große Verdienst von Bernd Zimmer und seiner Frau Nina, die mit ihrer Idee zu einer "Kunst-STOA" den klassischen Stoizismus mit den Grundpfeilern Ethik und Rethorik durch einen neuen Aspekt, den Aspekt der Ästhetik, erweitert haben", wie der Historiker Dr. Gerald Maier im ersten Teil der Veranstaltung in der Lesbar erklärte. Anhand von klassischen STOA-Beispielen aus dem antiken Athen, wo er das stoisch-reflektierende Wandeln erstmals verortete, gelang es ihm, einen hochinteressanten 2000jährigen Bogen bis nach Polling zu spannen. Erheiternd und erfreulich unprätentiös waren die darauf aufbauenden Schilderungen des Künstlers und STOA 169-Initiators, Bernd Zimmer. Wie entstand die Idee, und warum gerade 121 Säulen? Wie fand die Auswahl der Kunstschaffenden statt? Wie lief die Kommunikation während Pandemiezeiten? Welche Hindernisse gab es zu überwinden und überhaupt: Was steckt alles an Gedanken in der STOA 169? Eine Wandelhalle mitten in der Natur, ein offener Raum für alle, ein Raum voller Kunst zum Wundern, zum Wandeln und Reflektieren. So steht sie da an der Ammer nahe Polling, die STOA 169. Das Werk Bernd und Nina Zimmers. Großartig, wie der Abend in der Lesbar.

 

v.l.n.r.: Susanne Barnsteiner-Bosch, Bernd Zimmer, Nina Zimmer, Dr. Gerald Meier. Foto: Privat

Was für eine Familie!

Zora del Buono 1 erzählt die Geschichte von Zora del Buono 2

Es war Zora Del Buonos Abend. Zusammen mit ihren beiden Hunden, ...sehr kleinen Hunden, begeisterte die sympathische Wahl-Schweizerin die Besucherinnen und Besucher ihrer Lesung. Sie erzählte Geschichten aus dem Leben ihrer gleichnamigen Großmutter im süditalienischen Bari und las abwechselnd dazu aus ihrem neuesten Roman "Die Marschallin", den sie dieser ungewöhnlichen Dame gewidmet hat. Oma Zora war herrisch, eindrucksvoll, temperamentvoll und begabt, eine Bewunderin von Feldmarschall Tito, dem sie Waffen zu liefern versucht, und dem ihr Mann auf sehr unkonventionelle Weise irgendwie das Leben rettet. Eine spannende Geschichte, der das Publikum interessiert und andächtig lauschte. Unterbrochen wurde sie nur ab und an von Hund 1 (der Braune), dem es im Gegensatz zum Publikum und zu Hund 2 (der Schwarze) mit der Zeit etwas langweilig wurde. 

 

Gerne wieder bei uns in der Lesbar, liebe Zora!

 

Neubeginn nach langer Pause

1.500 Seiten für Thomas Mann

"Thomas Mann - Werk und Zeit" lautete der Titel der ersten Lesbar-Veranstaltung nach langer Pandemie-Pause. Und so lautet auch der Titel der rund 1.500 Seiten starken umfassenden Mann-Monographie, die der emeritierte Philologe Prof. Dieter Borchmeyer verfasst hat und bei uns in der Lesbar vorstellte. Mit einem gewissen Stolz über das Resultat (..."gab es bisher noch nie..."; "...einmalig in der Literatur...") und einer gehörigen Portion Humor erzählte der Autor im Gespräch mit seinem Lektor Eckhard Zimmermann über den Menschen und Schriftsteller Thomas Mann und über die Zeit, in der er lebte. Kurzweilig und unkonventionell, wie der Autor selbst. Stichwort karierte Socken. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren rundum begeistert von einem gehaltvollen und gleichzeitig spritzig amüsanten Abend. Und wir ebenfalls. Ein gelungener Neustart für das neue Kulturprogramm der Lesbar.