Lesetipps für Erwachsene - Teil 2

Una Mannion, "Licht zwischen den Bäumen"

ISBN 978-3-95829-973-3, Verlag Steidl, 344 Seiten, 24,- Euro

 

 

Ein literarischer Thriller erster Güte.

 

Der Roman spielt 1981 im US-Bundesstaat Pennsylvania. Fünf Geschwister stehen im Mittelpunkt der Geschichte, die von Libby, der Mittleren im Bunde, erzählt wird Die alleinerziehende Mutter Faye und ihre Fünf sind abends im Auto unterwegs, als es zu einem verhängnisvollen Streit kommt. Faye setzt die 12jährige Ellen am Straßenrand aus und fährt einfach weiter...

 

Diese Geschichte hält einen bis zum Finale in Atem. Spannend.

 

Christian Holler, Joachim Gaukel, Harald Lesch, Florian Lesch, „Erneuerbare Energien zum Verstehen und Mitreden“ 

ISBN 978-3-570-10458-3, Bertelsmann Verlag, 176 Seiten, 18,- Euro

 

Wieviel Energie verbrauchen wir? Und können wir unseren Bedarf durch erneuerbare Energiequellen decken?

Der Buchtitel hält, was er verspricht. Dieses Sachbuch bringt eine komplexe und durchaus auch komplizierte Materie in verständlicher Sprache und mit einfachen Beispielen und Vergleichen auf den Punkt. Ungewöhnliche, fast schon künstlerisch anmutende Illustrationen und Grafiken veranschaulichen das Thema zusätzlich plastisch.

 

So macht Wissenschaft Spaß!

 

Eva Menasse, „Dunkelblum“ 

ISBN 978-3-462-04790-5, Kiepenheuer&Witsch, 528 Seiten, 25,- Euro   

 

Einmal mehr zeigt die Österreichische Autorin ihr großes Erzähltalent.

 

Auf den ersten Blick ist Dunkelblum eine Kleinstadt wie jede andere. Doch hinter der Fassade der österreichischen Gemeinde verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. Ihr Wissen um das Ereignis verbindet die älteren Dunkelblumer seit Jahrzehnten – genauso wie ihr Schweigen. In den Spätsommertagen des Jahres 1989, während hinter der nahegelegenen Grenze zu Ungarn bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge warten, trifft ein rätselhafter Besucher in der Stadt ein. Da geraten die Dinge plötzlich in Bewegung…

 

Man kann sich dieser Geschichte einfach nicht entziehen. 

 

Florian Wacker, „Weiße Finsternis"

ISBN 978-3827014344, Berlin Verlag, 304 Seiten, 20,- Euro 

 

Was für ein Buch! Abenteuerroman um eine Polarexpedition und Liebesgeschichte in einem, basierend auf historischen Fakten.

 

Packend verwebt Florian Wacker hundert Jahre nach Amundsens Polarexpedition den historischen Fall der verschollenen Seeleute Peter Tessem und Paul Knutsen in eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung und in die Geschichte einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Es geht um Betrug und Verrat und die unauslöschliche Gier nach Ruhm. Das alles bedrückend realistisch geschildert vor der Kulisse der lebensfeindlichen Bedingungen im ewigen Eis des Polarmeers.

 

Ausgezeichnet mit dem Robert Gernhardt Literaturpreis. Wir meinen: völlig zurecht.

 

Alina Bronsky, „Barbara stirbt nicht“

ISBN 978-3-462-00072-6, Kiepenheuer&Witsch, 256 Seiten, 20,- Euro 

 

Man muss den Roman und seine Protagonisten einfach ins Herz schließen.

 

Als Barbara von einem Tag auf den anderen nicht mehr in der Lage ist, sich um ihren Mann und den Haushalt zu kümmern, sieht sich Herr Schmidt, Barbaras Gatte, genötigt, alles selbst zu machen. Das ist sicher das größte Abenteuer seines Lebens. Er weiß nicht mal, wie man Kaffee kocht.

Wie kommt Herr Schmidt mit dieser Situation klar, wie löst er alle seine neuen Probleme?

»Barbara stirbt nicht« ist das urkomische Porträt einer Ehe, deren jahrzehntelange Routinen mit einem Schlag außer Kraft gesetzt werden, und ein berührender Roman über die Chancen eines unfreiwilligen Neuanfangs.

 

Vincente Valero, „Schachnovellen“

ISBN 978-3-946334-89-7, Berenberg Verlag, 128 Seiten, 22,- Euro

 

Es gibt Bücher, die einem den Tag retten. Das Buch des spanischen Autors ist so eines.

 

Auf Reisen führt manchmal der Zufall Regie. Viermal bricht der Autor auf, nach Italien und Dänemark, nach Zürich und Augsburg. Stets im Gepäck: das von einem Onkel geerbte Reiseschach. Was unbeschwert beginnt, mit Schachpartien und Begegnungen mit offenem Ausgang, wird zu einer detektivischen Suche nach Orten und Plätzen, wo sich die Lebenslinien von fünf europäischen Geistern kreuzen: Brecht und Benjamin in Svendborg 1934; Nietzsche, kurz vor seinem geistigen Zusammenbruch in Turin; Kafka bei der berühmten Lesung in München 1916; Rilke schließlich, der 1921 in Berg am Irschl versucht, sein Hauptwerk endlich zu vollenden.

 

Ein unterhaltsamer und kluger Mix aus Reiseimpressionen und Schacherfahrungen. 

 

Bernhard Schlink, „Die Enkelin“ 

ISBN 978-3-257-07181-8, Diogenes, 368 Seiten, 25,- Euro

 

Zwei unterschiedliche Welten, Ost und West, eine Geschichte des Getrenntseins und der heilenden Wirkung der Musik.

Birgit ist in den Westen geflohen. Aus Liebe zu Kaspar. Nach ihrem Tod entdeckt Kaspar in ihrem Nachlass ihr intimstes Geheimnis. Sie hatte vor ihrer Beziehung zu Kaspar ein Kind und gab es weg. Versuche, ihre Tochter wiederzufinden, waren erfolglos geblieben. Kaspar macht sich auf die Suche und findet nicht nur Svenja, Birgits Tochter, sondern auch deren Tochter, die 14-jährige Sigrun…

 

Ein melancholischer und sensibler Roman auf hohem Sprachniveau.

Schlink kann’s einfach. 

 

Matthias Lohre, "Der kühnste Plan seit Menschengedenken"

ISBN 978-3-8031-3336-6, Wagenbach-Verlag, 480 Seiten, 26,- Euro

 

Ein sehr gut recherchierter Historien-Schmöker.

 

Herman Sörgel ist ein Ingenieur, dem seine Phantasie keine Grenzen setzt. Auf  Basis des Walchensee-Wasserkraftwerks  entwickelt er Anfang des 20. Jahrhunderts einen aberwitzigen Plan. Er will mit Hilfe von Staudämmen das Mittelmeer zum Binnenmeer machen und seinen Wasserspiegel um 200 m absenken. europa und Afrika sollen in Wohlstand zusammenwachsen. Dass das nicht gelingt, ist allgemein bekannt. Er scheitert grandios, er verliert alles, aber sein Plan bleibt...

 

Spannend und lebendig erzählter Roman über das vergessene "Atlantropa". 

 

Stefanie vor Schulte, "Junge mit schwarzem Hahn

ISBN 978-3257071665, Diogenes, 224 Seiten, 22,- Euro

 

Märchenhaft.

   

Irgendwann vor langer Zeit lebte ein Junge namens Martin. Er war bitterarm und besaß nichts außer einem schwarzen Hahn, den er immer auf der Schulter mit sich herumtrug.

Eine innige Freundschaft. Die Beiden schützen und behüten sich gegenseitig auf ihren wunderlichen Wegen. Sie wandern mit einem Maler durch ein zerstörtes Land, immer auf der Suche nach den schwarzen Reitern...

 

Nichts für schwache Nerven. Aber jenseits dieser dunklen Welt voller Armut und Grausamkeiten entfaltet sich dem Leser eine wunderschöne Geschichte von Unschuld und Nächstenliebe.

 

Sandro Veronesi, "Der Kolibri"

ISBN 978-3-552-07252-7, Verlag Zsolnay, 352 Seiten, 25,- Euro

 

Großes Lesevergnügen!

   

Marco Carrera ist Augenarzt und mit seinem Leben durchaus im Einklang. Bis er einen Anruf des Psychiaters seiner Frau erhält, der ihn auf eine rasante Achterbahn durch seine Familiengeschichte schickt. Dabei entdeckt er u.a. seine alte große Liebe wieder...

 

Eine raffiniert konstruierte Geschichte mit skurrilen Charakteren, aberwitzigen Dialogen - einfach lesen, genießen und Spaß haben.

 

 

Max Küng, "Fremde Freunde"

ISBN: 978-3-0369-5838-5, Verlag Kein & Aber, 432 Seiten, 25,- Euro

 

Oh-la-la!  Trés jolie!    

 

Die frankophilen Jean und Jaqueline haben sich ein Ferienhaus im Nordosten Frankreichs gekauft. Die beiden laden zu sich zwei andere Paare mit ihren Kindern ein, um dort gemeinsam eine unvergessliche Ferienwoche zu verbringen. Und um Freunde zu werden. Der Hintergedanke: eine finanzielle Beteiligung am Ferienhaus. Aber es kommt alles ganz anders...

 

Ein Roman zum Verlieben und Verschlingen, humorvoll, ironisch und sarkastisch. Und mit einem Ende, das der Leser garantiert so nicht erwartet hat.

 

 

Malachy Tallack, "Das Tal in der Mitte der Welt"

ISBN: 978-3-630-87611-5, Luchterhand, 384 Seiten, 20,- Euro

       

Ein karges Hochtal auf der Insel Shetland, ein paar Höfe, ein paar Menschen, viele Schafe und ganz viel Natur. Das ist die Heimat von David, Sandy, Alice und ein paar anderen, die diesen abgeschiedenen Teil der Welt zur Mitte ihrer Welt gemacht haben.

 

Eine völlig unspektakuläre aber vielleicht gerade deshalb sehr erholsame Sommerlektüre.

 

 

Natsu Miyashita, "Der Klang der Wälder"

ISBN 978-3-458-17900-9, Insel Verlag, 238 Seiten, 15,- Euro

       

"Nada Brahma - Die Welt ist Klang". Diese uralte Erkenntnis zieht sich als Motto durch diesen bezaubernden Roman über Beruf und Berufung, die Schönheit des Klaviers und die Liebe zur Musik. Nebenbei verschafft er dem Leser tiefe Einblicke in die subtile Handwerkskunst des Klavierstimmers. 

 

Ein Roman voller Poesie. Die unaufgeregte Sprache Natsu Miyashistas ist selbst pure, erholsame Musik.

 

 

Oyinkan Braithwaite, "Das Baby ist meins“

ISBN 978-335-1050-89-4, Blumenbar Verlag, 128 Seiten, 15,- Euro

       

 Oyinkan Braithwaite ist ihrem Stil treu geblieben: schnell und souverän kommt sie zum Punkt. 

Nach ihrem Bestseller "Meine Schwester, die Serienmörderin" verfasste sie erneut eine rasante Geschichte, diesmal um zwei Frauen, die wie Löwinnen um das Baby in ihrer Mitte kämpfen. Natürlich ohne Rücksicht auf Verluste oder gar auf den Mann, der versucht herauszufinden, wem er glauben soll.

 

Ein skurriler Roman, mit spannenden Einblicken in nigerianische Lebensverhältnisse.

 

 

Colin Niel, "Nur die Tiere“

ISBN 978-3-03925-009-7, Lenos Verlag, 270 Seiten, 22,- Euro

       

Ein echter Roman noir!

Er spielt in der abgeschiedenen Bergwelt des französischen Zentralmassivs und gibt uns Einblicke in das karge und mühsame Leben der Bergbauern. In dieser abgeschlossenen Welt verschwindet eines Tages Evelyne, die Frau eines Einheimischen, der bereits als junger Mann den elterlichen Hof verlassen hatte und inzwischen reich zurückgekehrt ist. Die Polizei geht davon aus, dass sie sich im Schneesturm verirrt hat, doch ihre Leiche taucht auch nach der Schneeschmelze nicht auf. Es gibt Gerüchte...

 

Sehr spannend, weil der Leser immer wieder von völlig neuen Wendungen überrumpelt wird. Großes Lesevergnügen.

 

 

Kirsten Boie, „Dunkelnacht“

ISBN 978-3751200530, Oetinger Verlag, 112 Seiten, 13,- Euro

       

Penzberg 1945. Kurz vor dem Kriegsende geschieht das Unfassbare. Zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, ereignet sich das dunkelste Kapitel unserer damals noch jungen Nachbarstadt. Denn während der einst von den Nazis abgesetzte Bürgermeister zurück ins Rathaus zieht, erlässt die Wehrmacht den Befehl, alle Widerständler sofort hinzurichten. Und zwischen allen Fronten stehen die Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl.

 

 

Simon Urban, „Wie alles begann und wer dabei umkam

ISBN 978-3-462-05500-9, Kiepenheuer & Witsch, 544 Seiten, 24,- Euro

 

Zu Beginn von Simon Urbans neuem Buch fällt das Stichwort Schelmenroman. Der Ich-Erzähler bedauert, so etwas nicht schreiben zu können. Aber der Autor kann. Er kann es ganz fantastisch.

 

Wo endet ein eigenbrötlerischer Jurastudent mit ausgeprägter Hybris, der an den starren Regelwerken des Gesetzes verzweifelt und beschließt, das Recht selbst in der Hand zu nehmen? In einer Gefängniszelle! Was aber zwischendurch geschieht, ist so unglaublich und derart gnadenlos und witzig erzählt, dass einem die Luft wegbleibt.

 

 

Tove Ditlevsen, Kopenhagen-Trilogie

Kindheit, 118 Seiten

Jugend, 154 Seiten

Abhängigkeit, 176 Seiten

alle 3 Bände bei dem Aufbau-Verlag, jeweils 18,- Euro

 

In Dänemark längst eine Berühmtheit, wird Tove Ditlevsen jetzt auch hier entdeckt.

 

Die 1976 verstorbene Autorin beschreibt autofiktional die karge Kindheit und Jugend eines Mädchens im Arbeitermilieu Kopenhagens in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Eine raue Welt. Der unbedingte Wunsch der Ich-Erzählerin Schriftstellerin zu werden, lässt Tove immer wieder neue, teils radikale Wege gehen – bis hin zum Drogenmissbrauch. 3 schmale Bücher, die schonungslos aber nie verurteilend den Werdegang einer jungen Frau in einer klaren Sprache schildern. Sehr eindrücklich.  

 

 

Callan Wink, „Big Sky Country“

ISBN 978-3-518-42983-9, Suhrkamp, 378 Seiten, 23,- Euro

 

Viel, sehr viel Alkohol, Gewalttätigkeiten, wenig Worte, aber auch eine gewisse ruppige Herzlichkeit!

In Augusts Familie wird nicht viel geredet, es geht um das Wohl der Farm und seiner Tiere, und die Eltern gehen auch ihrer Wege, getrennt. August, inzwischen 21 Jahre alt, zieht mit seiner Mutter nach Michigan. Er führt ein Leben, das nicht mehr viel zu bieten scheint. Ein ewiges Gleichmaß. Doch dann kommt etwas in Bewegung... 

 

Ein Entwicklungsroman, der trotz seiner Schroffheit eine zärtliche Verletztheit durchscheinen lässt, die berührt.  

 

 

Ottessa Moshfegh, „Der Tod in ihren Händen“

ISBN 9783446269408, Hanser Verlag, 256 Seiten, 22,- Euro  

 

„Sie hieß Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie ermordet hat. Ich war es nicht. Hier ist ihre Leiche.“ Beim Hundespaziergang im Wald findet Vesta einen Zettel am Boden mit dieser Nachricht. Wer war Magda? Diese Frage wird immer drängender für Vesta und sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Aber ist es wirklich eine Ermittlung oder spielt ihr Geist ihr einen Streich? Um am Schluss die Frage zu stellen: Wer ist Vesta? Und was macht Einsamkeit mit uns Menschen? Superspannend! 

 

 

Julia Deck, „Privateigentum“

 

ISBN 9783803113566, Verlag Wagenbach, 144 Seiten, 18,- Euro   

 

Der Umzug in die wunderbare Vorstadtidylle, in ein kleines Ökoparadies, wird für das langjährige Paar Charles und Eva zum Trip in die Vorhölle.

Denn hinter der Hecke lauert das Grauen in Form der neuen Nachbarn.

 

Ein kleines böses Buch über die Abgründe nachbarschaftlichen Daseins und ein ganz großes Lesevergnügen für Freunde des schwarzen Humors. 

 

 

Nastassja Martin, „An das Wilde glauben“

ISBN 978-3-7510017-4, Matthes und Seitz, 139 Seiten, 20,- Euro

 

Was für ein Buch! Ich war schwer beeindruckt von der Intensität, mit der die französische Anthropologin Nastassja Martin schreibt. Auf einer ihrer Forschungsreisen nach Kamtschatka kommt es nach einer langen Bergtour für die 29 jährige Wissenschaftlerin zu einer Begegnung mit einem Bären. Schwer verletzt überlebt sie den Kampf mit dem Tier. Nach vielen Operationen gelingt ihr ein qualvoller Rückweg ins Leben. Aber ist es noch das Leben, das sie vorher lebte? Spiegelt sich in der Begegnung mit dem Bär nicht auch ihr „ich“? Fragen, was denn Identität ist, beschäftigen die Autorin, genauso wie die traumatische Begegnung mit dem Bär.

 

Um endlich Heilung und sich selbst zu finden, kehrt die Autorin wieder zu ihren Freunden nach Kamtschatka zurück…

 

Tarjei Vesaas, „Die Vögel“

ISBN 978-3945370285, Guggolz Verlag, 276 Seiten, 23,- Euro

 

Der Norweger Tarjei Vesaas (1897-1970) gilt als einer der ganz großen norwegischen Autoren. Nach dem Roman Das Eisschloss hat der Guggolz Verlag nun auch Die Vögel neu übersetzt. Was für ein wunderbarer, poetischer Roman über einen Außenseiter, über Mattis.

 

Mattis wohnt mit seiner Schwester in einem kleinen Häuschen, das sich abgelegen zwischen Wälder und einem See in die Landschaft schmiegt. Alles reicht gerade so zum Leben und die Geschwister haben sich. Mattis ist ein “Dussel”, er kann nicht wirklich was zum Unterhalt beitragen, weil – wenn er sich Gedanken macht und er macht sich viele Gedanken! - immer was dazwischen kommt. Eines Abends beobachtet er den Schnepfenflug übers Haus – was für ein beglückend, einschneidendes Ereignis! Doch dann wird seine Schnepfe erschossen und dunkle Vorzeichen häufen sich.

 

 

Ronya Othmann, „Die Sommer“

ISBN 978-3446267602, Hanser Verlag, 288 Seiten, 22,- Euro

 

Leyla, die Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden, verbringt jedes Jahr ihre Sommerferien im Kreis der Großfamilie in Syrien, nahe der türkischen Grenze. Diese Wochen sind geprägt von langen, heißen Sommertagen, in denen sich die Kinder treiben lassen. Nie ist man allein, immer kommen und gehen Nachbarn und Gäste und Leylas Großmutter ist der ruhende, organisierende Mittelpunkt des ganzen Treibens.Für Leyla unbeschwerte Kindheitstage.

 

Doch Leyla wird älter und der Spagat zwischen dem Leben eines “normalen” deutschen Teenagers und der Zeit bei den syrischen Verwandten fällt ihr immer schwerer. Nicht einmal ihre beste Schulfreundin kann nachempfinden, was ihr ihre kurdischen Wurzeln bedeuten. Es entstehen Risse und als dann der Krieg in Syrien ausbricht, fühlt sie sich total unverstanden. Wer ist sie überhaupt? Muss sie sich für eine Seite entscheiden?

 

Ein zartes, kämpferisches Debut!

 

Alexander Pechmann, „Sieben Lichter“

ISBN 978-3-95829-370-0, Steidl Pocket, 168 Seiten, 18,- Euro

 

Sieben Lichter stehen für sieben ermordete Besatzungsmitglieder eines Schiffes, das 1828 die irische Hafenstadt Cove erreicht. Der Kapitän ist verschwunden, 2 Matrosen haben schwer verletzt überlebt und 3 Lehrlinge und der schwerkranke Sohn des Reeders sind traumatisiert. Was ist auf der Fahrt passiert? Gab es eine Meuterei, leidet der Kapitän an Verfolgungswahn oder war ein schrecklicher Aberglaube der Auslöser für das Blutbad? Der Theologe und früherer Arktisforscher Scoresby versucht - an den offiziellen Ermittlungen vorbei - sich selbst ein Bild der Geschehnisse zu machen.

 

Ein packender, historischer Schauerroman, in dem der Autor Pechmann versucht zu rekonstruieren, was damals auf der Mary Russell geschehen sein könnte. Wie bei einer Gerichtsverhandlung werden alle erdenklichen Aspekte auf den Tisch gelegt, aber kommen wir so der Wahrheit näher?

 

T.C. Boyle, "Sprich mit mir"

ISBN 978-3-446-26915-6, Hanser Verlag, 352 Seiten, 25,- Euro

 

Haben Tiere Gefühle, Empfindungen, eine Seele? Der vielfach preisgekrönte Erfolgsautor widmet sich in seinem neuesten Roman dem Grenzbereich zwischen Mensch und Tier. 

 

Sam, der Schimpanse, wächst in menschlicher Umgebung auf. In einer WG mit Professor Schemerhorn und anderen Wissenschaftlern erlernt Sam menschliches Verhalten und die Gebärdensprache. Der ehrgeizige Professor bringt Sam sogar in eine vielbeachtete TV-Show. Als die schüchterne Aimee zum Team stößt, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam entwickelt tatsächlich Gefühle...

 

Ein Roman geprägt von großem Respekt gegenüber der Tierwelt, raffiniert und spannend.

 

Julia Phillips, "Das Verschwinden der Erde"

ISBN 978-3-423-28258-1, dtv Literatur, 376 Seiten, 22,- Euro

 

Schauplatz: Kamtschatka, die riesige Halbinsel am äußersten Ende Sibiriens. 

 

In der Hauptstadt Petropawlowsk verschwinden am hellichten Tag zwei Mädchen, die Schwestern Sofija und Aljona. Eine fieberhafte Suche beginnt und weitet sich auf die ganze sehr dünn besiedelte Halbinsel aus. Vulkane, Tundra, Schnee, endlose Weite. Wie soll man die beiden Kinder jemals wiederfinden? Aber es gibt einen ähnlichen Fall vor einiger Zeit, eine Spur...

 

Die spannende Geschichte und die faszinierenden Schilderungen der Natur und Lebensbedingungen in dieser unwirtlichen Region machen dieses Buch zu einem echten exotischen Lesevergnügen. 

 

Nicolas Mathieu, "Rose Royal"

ISBN 978-3-446-26785-5, Hanser Verlag, 96 Seiten, 18,- Euro

 

Eine Frau hat genug davon, sich als Opfer zu fühlen. 

 

Rose ist eine elegante attraktive Frau um die 50. Nach einer Ehe mit zwei Kindern hatte sie wechselnde Affären. Sie kennt die Männer. Und sie weiß um ihre Wirkung auf sie. Wegen schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit, hat sie immer einen Revolver in der Handtasche. Eines Tages lernt sie Luc kennen und verliebt sich in ihn. Er ist anders... 

 

Ein schmaler Roman, aber ungemein dicht und gehaltvoll.

 

Franzobel, "Die Eroberung Amerikas"

ISBN 978-3-552-07227-5, Hanser Verlag, 544 Seiten, 26,- Euro

 

Ist das ein historischer Roman oder eine fabulöse Märchensammlung? Es ist auf jeden Fall beste Unterhaltung.

 

Ferdinand de Soto eroberte zusammen mit Pizarro das Inkareich in Peru. Jetzt zieht es ihn nach Nordamerika. Zusammen mit einem Haufen von Abenteurern und Söldnern marschiert er mordend und plündernd durch Florida auf der Suche nach El Dorado.

 

Auf groteske Weise gelingt es Franzobel die Gräueltaten der Conquistadoren  mit irrwitzigen Geschichten und unglaublichem Sprachwitz anzureichern. Ein gewagtes, aber sehr gelungenes Experiment.

 

Sue Monk Kidd, „Das Buch Ana“

ISBN 978-3-442-75903-3, btb Verlag, Diogenes, 576 Seiten, 22,- Euro

 

Ein historischer Roman, wie gemacht für die Weihnachtszeit. 

 

Wer die Stellung der Frau vor 2000 Jahren „auferstehen“ lassen möchte, für den bekommt die eigentlich bekannte biblische Geschichte eine neue Seite – eine weibliche. Hauptfigur ist die rebellische, wissbegierige, spirituelle Ana, die Frau an der Seite von Jesus Christus.

Die 14jährige Ana wächst in einem wohlhabenden Haus in der Stadt Sepphoris in Galiläa auf. Ihre Eltern beschließen, sie gegen ihren Willen mit einem alten aber reichen Großgrundbesitzer zu verheiraten. Ana versucht dagegen aufzubegehren. Da lernt sie einen jungen Mann namens Jesus kennen und verliebt sich in ihn.    

 

Die Autorin gibt der offiziellen biblischen Überlieferung eine apokryphe Stimme, die einen nachdenklich eintauchen lässt in diese Zeit des Umbruchs. 

 

Helena Adler, „Die Infantin trägt den Scheitel links“

ISBN 978-3-99027-242-8, Jung und Jung Verlag, 192 Seiten, 20,- Euro

 

Eine Anti-Dorf-Familienidylle aus der österreichischen Provinz mit biografischen Zügen. Bildreiche und wortgewaltige Sprache, zuweilen bissig und mit viel Ironie.

 

Die Infantin ist das jüngste Kind. Sie muss sich behaupten gegen ihre hinterhältigen größeren Zwillingsschwestern, gegen die religiöse Mutter, gegen die vermeintliche Dorfidylle. Doch sie ist eine Kämpferin, die sich nie wirklich unterkriegen lässt.

 

Schräg! Derb, rotzfrech und hart wie das Landleben vor der Morgenmesse. Eine sehr ernste Angelegenheit, ein sehr großer Spaß.

 

Charles Lewinsky, „Der Halbbart“

ISBN 978-3-257-07136-8, Diogenes Verlag, 688 Seiten, 26,- Euro

 

Der Roman spielt zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Das Coverbild gibt wie so oft bei Diogenes leider keinerlei Hinweis auf den Inhalt der Geschichte.

 

In einem kleinen Dorf in der ländlichen Schweiz wachsen die drei Brüder Geni, Poli und Sebi elternlos auf. Geni, der Älteste, kümmert sich um die beiden Jüngeren. Als er bei einem Forstunfall ein Bein verliert, kann er die Verantwortung nicht mehr alleine tragen. Sebi muss ins nahegelegene Kloster. Dort erlebt er schlimme Dinge und haut schließlich ab. Durch Vermittlung seines geheimnisvollen Freundes Halbbart kann er bei einem Schmied untertauchen, wo er die hübsche Katherina, genannt Kätterli, kennenlernt… 

 

Der Autor erzählt die Geschichte aus der naiven unverstellten Sicht des etwa 13jährigen Sebi auf eine mittelalterliche Welt voller Entbehrungen und Mühsal. Ein schöner und bewegender Roman.

 

Oliver Hilmes, „Das Verschwinden des Dr. Mühe“ 

ISBN 978-3-328-60138-8, Penguin Verlag, 240 Seiten, 20,- Euro

 

Ein glänzend recherchierter ungeklärter Kriminalfall aus dem Berlin der 30er Jahre, angereichert mit fiktionalen Elementen. Durch die minutiöse Schilderung von originalen Zeugenaussagen, bekommt der Leser den Eindruck, selbst Teil der Ermittlungen zu sein.

 

Der renommierte und wohlhabende Arzt, Erich Mühe, verschwindet über Nacht. Scheinbar spurlos und ohne jedes Voranzeichen. Sein Auto wird verlassen am Ufer eines Sees bei Berlin gefunden. Kommissar Ernst Keller ermittelt und stößt hinter der sorgsam gepflegten Fassade des ehrenwerten Doktors auf die Spuren eines kriminellen Doppellebens, das von Berlin nach Barcelona führt…

 

 

Beim Lesen fühlt man sich automatisch an die TV-Erfolgsserie „Babylon Berlin“ erinnert. Mit jeder Seite mehr wird die wachsende Bedrohung durch die bevorstehende Nazi-Herrschaft spürbar. 

 

Iris Wolff, „Die Unschärfe der Welt“ 

ISBN 978-3-608-98326-5, Klett-Cotta, 216 Seiten, 20,- Euro

 

Ein leiser, intensiver Familienroman, in dem Naturbeschreibungen, aber auch die politischen Verwerfungen im Rumänien der 70er Jahre neben all den mannigfaltigen Lebenswegen der Dorfbewohner ihren Platz finden.

 

Das Banat vor 50 Jahren: dörfliche Strukturen, ein buntes Nebeneinander verschiedener Volksgruppen mit ihren Sprachen, ihren eigenen Traditionen und Strukturen. In eines der Dörfer nahe der "westlichen Außengrenze" folgt Florentine ihrem Mann, Hannes, dem Pastor. Jedes Kapitel erzählt von weiteren Familienmitgliedern, Freunden mit Kindern aus dem Dorf oder auch Übernachtungsgästen aus Ostberlin, die in diesem Pastorenhaushalt mit seinem großen, üppigen Garten herzlichst aufgenommen werden. Und doch scheinen all diese Kapitel immer auf eine Person zuzulaufen: Samuel, der Sohn von Florentine und Hannes, der lange nicht spricht, der sich gerne in Baumkronen zurückzieht und in dessen Gegenwart sich alle aufgehoben fühlen.

 

Wunderbar erzählt - und nominiert für den Bayerischen Buchpreis!

 

Benjamin Myers, „Offene See“ 

ISBN 978-3-8321-8119-2, Verlag Dumont, 270 Seiten, 20,- Euro

 

Keine neue Geschichte, aber dafür wunderschön erzählt.

 

 

England kurz nach dem 2. Weltkrieg. Der junge Robert begibt sich auf Wanderschaft, bevor er als Bergmann sein Leben unter Tag verbringen wird. Er will einmal das Meer sehen und spüren. Auf dem Weg zur offenen See begegnet er der alten unkonventionellen Dulcie, die in einem charmanten Cottage umgeben von einem verwilderten Garten lebt. Dulcie nimmt Robert unter ihre Fittiche. Neben gutem Essen lernt er durch sie die Poesie kennen und begreift, was das Leben ausmachen kann…

 

Ein kleines poetisches Wohlfühlbuch mit überbordenden Naturbeschreibungen.

Simone Lappert, „Wurfschatten“

 

ISBN 978-3-257-24525-7, Diogenes, 240 Seiten, 12,- Euro

 

Eine einfühlsame Liebesgeschichte über die Angst vor dem Leben.

 

Der Alltag der begabten jungen Schauspielerin Ada, ist von Angst bestimmt. Angst vor Krankheit, Unfall, Tod,…In ihrem „Therapiezimmer“ hat sie hat sie die Wände mit entsprechenden Zeitungsartikeln und Fotos tapeziert. Ihre selbstgewählte Einsamkeit wird gestört, als ihr wegen ihrer Mietrückstände ein Untermieter auf’s Auge gedrückt wird. Juri, der Störenfried erweist sich jedoch als Glücksfall…

 

Der Debütroman geht nicht allzu sehr in die psychologische Tiefe des Krankheitsbildes Angststörung und liest sich deshalb leicht. Unterhaltsam mit poetisch starken Bildern. 

 

Akiz, „Der Hund“

ISBN 978-3-446-26599-8, Hanser Verlag, 192 Seiten, 18,- Euro

 

Ein Roman aus dem Millieu von Spitzenköchen, mit kulinarischen Exzessen und der oft rauhen aber familiären Welt  der Gastronomieküchen.

 

„Der Hund“, ein junger Mann, als Waisenjunge ziemlich verwahrlost und wenig umgänglich, ist mit einem fast magischen Talent gesegnet: er kann kochen, dass es einem das Herz zerreißt. Er landet in einer Nobelküche und präsentiert Gerichte, die alle umhauen. Er kreiert noch nie dagewesene Kompositionen aus wenig Zutaten, chaosmäßig angerichtet, aber bewusstseinsverändernd. Doch der Wettkampf im Sterneolymp ist hart und der Abgrund nah… 

 

Wüst, brutal, sinnlich. Ein wuchtvolles Debüt.

 

 Matthias Politycky, „Das kann uns keiner nehmen“

ISBN 978-3-45500924-8, Hoffmann und Campe, 302 Seiten, 22,- Euro

 

Und noch ein Abenteuerroman von Matthias Politycky. Brandneu diesmal und ebenso großartig.

 

Diesmal geht es nach Afrika, genauer gesagt nach Tansania in die Gegend um den Kilimandscharo. Hans hat aus einer früheren Reise noch eine Rechnung offen mit dem höchsten Berg Afrikas. Am Gipfel trifft er auf einen exzentrisch-schrägen Bajuvaren, den Tscharlie. Aus anfänglicher totaler Abneigung gegen dessen schrille Art entwickelt Hans eine zunehmende Faszination, die schließlich zu einer tiefen Freundschaft wird. Auch der Tscharlie hat seine Geschichte und eine Mission. Hans muss ihn dabei begleiten…

  

Der Autor verarbeitet in diesem Roman viele biographische Erlebnisse, betont aber, dass die Figuren fiktiv seien. Ein toller Urlaubsschmöker.

 

Matthias Politycky, „Samarkand, Samarkand“

 

ISBN 978-3-455-40443-2, Hoffmann und Campe, 400 Seiten, 22,99 Euro

 

Ein großartig und bildreich erzählter Abenteuerroman aus dem Jahr 2013, der uns in die Grenzregion von Usbekistan und Tadschikistan führt.

 

2027. Die Welt liegt im Krieg, Europa und Deutschland mitten drin. Alexander Kaufner hat keinen geringeren Auftrag, als den Untergang der zivilisierten Welt zu verhindern. Er muss im anfangs noch friedlich altertümlichen Samarkand eine heikle und lebensgefährliche Mission erfüllen und gerät dabei zwischen die Fronten…

  

Sehr spannend und flüssig zu lesen, mit erstaunlichen Einblicken in das Leben und Denken der einheimischen Bevölkerung. Ein page turner erster Güte.

 

Gabriel García Marquez, „Hundert Jahre Einsamkeit“

ISBN 978-3-596-90705-2, Fischer Verlag, 520 Seiten, 13,- Euro

 

Über 50 Jahre nach der Erstausgabe erscheint der Klassiker in neuer, zeitgemäßer und erfrischend gut zu lesender Übersetzung.

 

Der von Fabulierkunst und Geschichten nur so strotzende Klassiker hat es verdient, dass man ihn ein weiteres Mal für sich entdeckt. Er spielt in Macondo, einem abgeschiedenen Dorf im Amazonasgebiet. Dort leben José Arcadio Buendía und seine Frau Úrsula. Eine sehr fruchtbare Gegend. Im Laufe der Geschichte geschehen wundersame Dinge und es werden unzählige Aurelianos und Arcadios geboren, was zuweilen die Zuordnung etwas erschwert. Ein wacher Geist beim Lesen des Romans ist also hilfreich. Lassen Sie sich vom unglaublichen Einfallsreichtum des Autors entführen in eine Welt voller Wunder und Tragödien, gleichsam einem Spiegel der Geschichte Südamerikas.

 

Zeitlose Weltliteratur.

 

Christopher Kloeble, "Das Museum der Welt"

ISBN 9783423282185, dtv, 528 Seiten, 24,- Euro

 

Ein spannender Abenteuerroman aus der Zeit Humboldts.

 

Die Gebrüder Schlagintweit machen sich Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Reise nach Osten, um Indien und den Himalaja zu erforschen. Dort treffen sie auf Bartholomäus, einen mindestens 12jährigen Waisenjungen, der mindestens ebensoviele Sprachen beherrscht. Ein idealer Dolmetscher, wäre er nicht so unglaublich arrogant und besserwisserisch. Bartolomäus ist ein patriotischer Inder aus Bombay. Im Laufe der Geschichte findet er heraus, dass er Deutsche Wurzeln hat. Das bringt ihn in einen unlösbaren Gewissenskonflikt...

 

Dieser Roman ist eine gelungene Mischung aus Expeditionsgeschichte, Abenteuer und Coming of Age, Gesellschaftskritik und Landesgeschichte, wie sie nur selten zu finden ist. Ein literarisches Museum, das sich zu besuchen absolut lohnt. 

 

Jonathan Coe, "Middle England"       

ISBN 978-3-85256-801-0, Folio Verlag, 480 Seiten, 25,- Euro

 

Eine englische Familiengeschichte, flüssig zu lesen, teils richtig spannend, teils komisch und mit der gut portionierten, notwendigen Aufforderung zur Selbstreflexion.

 

Der heimliche „Held“: Das Brexit-Referendum von 2016. Die Geschichte beginnt 2010 mit der Beerdigung von Benjamins Mutter, der „guten Seele“. Der perfekte Einstieg, die Mitglieder der durchschnittlichen Mittelstandsfamilie Trotter und den Freundeskreis des 50jährigen Benjamins kennenzulernen. Leser der früheren Coe-Romane - „Erste Riten“ (2002) und „Klassentreffen“ (2006) – werden hier den ein oder anderen Bekannten wieder treffen. Historische Ereignisse bilden den Rahmen, u.a. der Finanzcrash, die Londoner Unruhen 2011, die Olympischen Spiele 2012, der tödliche Angriff auf die Politikerin Jo Cox und natürlich die Meilensteine des Referendums. Aber auch das örtliche Gartencenter mit den Kinderclowns spielt eine wichtige Rolle, ebenso die Schiffsreise, bei der die Nichte von Benjamin zur literarischen Bespaßung der Gäste anheuert. Auch auf die alle Jahre stattfindenden Treffen zwischen dem Pressereferenten der Downing Street und einem linksliberalen Journalisten ist man als Leser immer wieder gespannt.

 

Ein großes Lesevergnügen und zugleich ein bitteres Porträt der (englischen) Gesellschaft.

 

Christoph Heubner, "Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen"               

ISBN 978-3-95829-717-3, Steidl Verlag, 112 Seiten, 14,80 €

 

Der langjährige Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Ausschwitz Komitees, Christop Heubner, ergänzt seine Lebensaufgabe mit einem literarischen Werk - und was für einem eindrücklichen, wichtigen Werk!

 

Die Motivation, diese 3 fikitiven Erzählungen zu Papier zu bringen, ergaben sich aus seinen zahlreichen Begegnungen mit KZ-Überlebenden. 

Die erste Erzählung spannt den Bogen bis in die heutige Zeit, bis Pittsburgh. Dort gab es 2018 einen antisemitischen Anschlag auf die Synagoge...

In der zweiten Erzählung geht es um einen alten Mann und eine Frau. Die beiden Ungarn stehen am Waldrand auf einer fast idyllisch anmutenden Wiese. Sie haben den Transport mit ihren Familien nach Ausschwitz überlebt und warten jetzt hier auf ihre Lieben...

Bei der letzten Erzählung handelt es sich um fiktive, nebeneinander gestellte Tagebucheintragungen des Künstlerpaares Felka Platek und Felix Nussbaum, deren Brüsseler Versteck 1944 verraten wurde. Beide kamen nach Ausschwitz – und haben nicht überlebt... 

 

Unsagbares kann erzählt werden – das macht Christoph Heubner mit seinem Buch deutlich. Und es muss erzählt werden!  

 

Patrik Svensson, „Das Evangelium der Aale“

ISBN 978-3-446-26584-4. Hanser-Verlag, 256 Seiten, 22,- Euro

 

Patrik Svensson stellt sich in seinem außergewöhnlichen Buch nichts weniger als der Sinnfrage, „Warum?“.

In kurzen Kapiteln erzählt er vom Aalfischen in seiner Kindheit und von seinem Vater, dem er nie näher war als unten am Fluss. Wenn er ihm heute als Erwachsener nachspüren will, muss er sich mit dem Aal auseinandersetzen, beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Das tut er in kurzen Episoden, in denen er seine Kindheitserinnerungen vom gemeinsamen Aalfischen erzählt.

Das tut er auch, indem er in anderen Kapiteln die spärlichen, bisher bekannten Ergebnisse der Aalforschung beschreibt. Ungemein spannend und informativ. Der Aal ist und bleibt trotz jahrhundertelanger Bemühungen auch heute noch eines der rätselhaftesten Tiere. Tausende Kilometer schwimmt er, um sich fortzupflanzen und dann zu sterben. Tausende Kilometer schwimmen seine winzigen Nachkommen in die entgegengesetzte Richtung, um in irgendeinem Tümpel zu leben, bis sich die ganze Geschichte irgendwann wiederholt. Warum?

 

Auf verschlungenen Wegen wird das Rätsel des Aals in dieser poetischen und spannenden Erzählung zum Bild für das Leben. Ein wunderschönes Buch.

 

Bergsveinn Birgisson, „Quell des Lebens“ 

 

ISBN 9783701717187, Residenz Verlag, 304 Seiten, 24,- Euro

 

1783 ereignete sich eine Naturkatastrophe in Island, deren klimatische Auswirkungen bis nach Italien zu spüren waren. Besonders hart traf es aber nach dem Ausbruch des Laki-Kraters die isländischen Inselbewohner. Giftige Gase und Aschewolken vernichteten die Ernten, töteten große Teile des Viehbestandes und ließen die Menschen erkranken. Eine finstere Zeit!

 

Island war damals dänische Kolonie und es gab Bestrebungen des dänischen Königshauses alle Bewohner Islands – vor allem aber die Arbeitstüchtigen – nach Dänemark zwangsumzusiedeln. Birgisson erzählt in seinem wieder sehr atmosphärisch dichten Roman von dem jungen, ehrgeizigen Wissenschaftler Magnús Egede aus Dänemark, der Island kartographieren soll, damit die Umsiedlungspläne vorangetrieben werden können. Egede, Akademiker durch und durch, muss allerdings bei seiner Reise über die Insel erfahren, dass es Dinge zwischen Erde und Himmel gibt, die nicht mit wissenschaftlicher Herangehensweise zu erklären sind. Auch ihm begegnen Untote und er sieht mit eigenen Augen Seeungeheuer.

 

Ein Buch gespickt mit mythischen Erzählungen – auch über den Quell des Lebens -, voll tragischer Fabelwesen, die unverhofft auftauchen, um genau so lautlos wieder im isländischen Nebel zu verschwinden, voll eindrücklicher Naturbeschreibungen. Die Geschichte einer aufopferungsvollen Liebe und nicht zuletzt ein Roman über kolonialherrschaftliches Gehabe und Ignoranz gegenüber jahrhundertalten Strukturen und Gegebenheiten.

Ein fesselnder Roman mit vielen Facetten!

 

Ben Smith, „Dahinter das offene Meer“ 

 

ISBN 978-3-95438-116-6, Verlag Liebeskind, 256 Seiten, 20,- Euro

 

Eine düstere Dystopie, irgendwann in der nahen Zukunft, irgendwo mitten im Meer.

 

Auf einer Plattform in einem off-shore Windpark weit draußen im Meer leben zwei Männer, der Junge und der alte Mann. Ihr Job ist es, die maroden Windräder instand zu halten. Es gibt keine Vögel mehr, keine Fische, nichts Lebendiges. Alle paar Monate kommt ein Versorgungsschiff. Das Meer ist voller Müll, die Plattform verrostet, veraltet und verschmutzt. Beide Männer versuchen, ihr Leben auf der Plattform sinnvoll zu gestalten. Der Junge repariert und putzt, der Alte legt Netze aus auf der Suche nach Dingen aus der vergangenen Welt. Bis der Junge das Boot seines verschollenen Vaters entdeckt und die Flucht plant…

 

 

Ein sehr guter Debütroman des Britischen Autors. Super spannend mit kraftvoller, klarer Sprache.

 

Anne Tyler, “Der Sinn des Ganzen” 

 

ISBN 978-3-0369-5820-0, Verlag Kein & Aber, 224 Seiten, 22,- Euro

 

Zugegeben, die mehrfach ausgezeichnete, amerikanische Autorin Anne Tyler kommt eher auf leisen Sohlen daher, aber den „Held“ ihres neuen Romans muss man einfach ins Herz schließen.

 

Micah, Mitte 40, ist ein Korinthenkacker (sagt seine Familie und auch der Leser kann sich diesem Urteil anschließen). Er ist unscheinbar, er ist berechenbar, er ist kontrolliert und organisiert... eigentlich ein richtiger Langweiler. Wenn dann nicht so Eigenheiten wären, dass er beim Kochen gerne Französisch spricht oder sich beim Autofahren gerne vom „Verkehrsgott“ loben lässt für sein vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr.

 

Mit feinem Witz und liebevollen Nuancen schildert uns die Autorin das Leben Micahs, der wieder einmal von einer Frau verlassen wurde und bei dem ein Jugendlicher aus dem Nichts auftaucht, der ihn gerne als Vater hätte.

 

 

Sehr warmherzig und vergnüglich!

 

Katya Apekina, „Je tiefer das Wasser“ 

ISBN 978-3-518-42907-5, Suhrkamp Verlag, 394 Seiten, 24,- € 

 

Zwei Schwestern - und eine Mutter, die sich als Alleinerziehende, als Künstlerin, als Frau, als gescheitert sieht und sich aus dem Leben zurückzieht. Sie ist für ihre Töchter nicht mehr greifbar.

 

Daher werden die beiden Mädchen zu ihrem berühmten Schriftsteller-Vater nach New York geschickt. Und während die jüngere ihre Chance auf ein neues Leben in der Großstadt und im Bannkreis ihres vergötterten Vaters ergreift, sträubt sich Edie, die Ältere, mit allen Mitteln gegen das neue Zuhause und ein Leben ohne die Mutter. Beide Mädchen sind überfordert und werden von den Erwachsenen alleingelassen, weil diese mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten und Eitelkeiten beschäftigt sind. Als Leser spürt man die Katastrophe, die sich ankündigt, man möchte eingreifen und wird doch mit hineingezogen in den Strudel.

 

Eine intensive Leselektüre über Familie und über das, was sich Menschen antun können, die sich eigentlich zugetan sind. Ein atemberaubendes, eindringliches und vor allem autobiographisches Debüt, das seinesgleichen sucht. Ein Buch, das letztendlich voller Liebe und Zartheit ist.

 

Oyinkan Braithwaite, „Meine Schwester, die Serienmörderin“ 

ISBN 9783351050740, Blumenbar Verlag, 240 Seiten, 20,- Euro

 

Das knallt richtig rein. Nominiert für den Man Booker Prize 2019.

 

Ab drei Morden spricht man von Serienkillern. Ayoola, die jüngere und viel schönere der beiden Schwestern, hat ein 20 cm langes Messer. Mit dem bringt sie ihre Liebhaber um. An Bewerbern mangelt es nicht. Ihre ältere Schwester, die verantwortungsbewusste Korede, wischt das Blut weg und bringt alles wieder in‘s Reine. Einmal geht es beinahe schief…

 

 

Eiskalt in knappe Sprache verpackter, bitterböser schwarzer Humor aus Lagos, Nigeria, der einem das Lachen im Hals stecken lässt.  

 

Jan Costin Wagner, „Sommer bei Nacht“ 

ISBN 978-3-86971-208-6, Verlag Galiani Berlin, 320 Seiten, 20,- Euro

 

Missbrauch und Verlust sind die Leitthemen dieses literarischen Thrillers.

 

Der fünfjährige Jannis ist verschwunden. Auf einem Schul-Flohmarkt. Seine Mutter hatte ihn nur kurz aus den Augen verloren. Augenzeugen erinnern sich an einen Mann mit einem großen Teddybären. Viel mehr als diesen vagen Hinweis haben die Ermittler Ben, Christian und der pensionierte Kommissar Landmann nicht. Aber sie alle haben ihre eigene Geschichte und Ängste, die sie bei den weiteren Ermittlungen immer wieder einholen...

 

 

Ein verstörender Krimi, der unter die Haut geht.

 

Renate Welsh, "Kieselsteine -  Geschichten einer Kindheit"

ISBN: 978-3-7076-0671-3, Czernin-Verlag, 120 Seiten, 19,- Euro

 

Viele Kinder lieben das Vamperl, eine der bekanntesten Kinderfiguren der österreichischen Schriftstellerin. In dem neuen, schmalen Bändchen erzählt Renate Welsh anhand von 12 Kieselsteinen aus ihrer eigenen Kindheit – nicht chronologisch, sondern in einzelnen Sequenzen lässt sie geliebte und auch weniger geliebte, aber für sie als Kind prägende Personen aus ihrem direkten Umfeld lebendig werden. Es geht um die Zeit kurz und während des zweiten Weltkrieges, das Kind spürt und beobachtet die Veränderungen, frägt nach und kommt zu seinen ganz eigenen Schlüssen.

 

Ein aufrichtiges, feines Kleinod! Unbedingt lesen.

 

Maria Gainza, "Lidschlag"

ISBN 978-3-8031-1341-2, Wagenbach Verlag, 168 Seiten, 19,- Euro

 

Oft nur ein Lidschlag – und Gedanken haben eine wundersame Reise hinter sich!

Die argentinische Kunstkritikerin Gainza betrachtet mit uns einige Ihrer Lieblingsbilder, die sich in ihrer unmittelbaren Umgebung befinden. Es müssen nicht immer die ganz großen Namen sein, um uns zum Staunen zu bringen und uns auf Reisen zu schicken, deren Ziele oft vordergründig gar nichts mehr mit dem Kunstwerk zu tun haben. Kunstwerke und Lebenswege in diesem Band auf vergnügliche und erhellende Weise vereint!

Lars Mytting, „Die Glocke im See“

ISBN 978-3-458-17763-0, Suhrkamp/Insel, 482 Seiten, 24,- Euro

 

Lars Mytting und Holz - ein perfektes Duo. Nach „Der Mann und das Holz“ und „Die Birken wissen’s noch“ ein weiterer Bestseller des Norwegers.

 

In Butangen, einem kleinen Weiler am Ende der Welt steht eine uralte Stabkirche. Der neue Pfarrer Kai Schweigaard will sie durch einen größeren Neubau ersetzen und verkauft sie im Auftrag seines Bistums nach Dresden. Von dort kommt der Student Gerhard Schönauer, um den Abbau und Umzug der Stabkirche zu überwachen. Wären da nicht die unkonventionelle Astrid, die hinaus in die Welt will, raus aus der Enge ihres Hochtals, und die beiden mythischen Schwesterglocken… 

 

Ein einfühlsamer Pageturner um eine wechselvolle Dreiecksgeschichte. Sprachlich brillant und den kargen Lebensbedingungen im nordischen Hochland um 1880 angepasst. Man friert und leidet förmlich mit den in ihren Traditionen gefangenen Bewohnern.

 

Roy Jacobsen „Die Unsichtbaren – Eine Insel-Saga 

ISBN 978-3-406-73183-9, C.H.Beck, 614 Seiten, 28,- Euro

 

Eine Romantrilogie, rau und atemberaubend wie die Inselwelt Norwegens.

 

Der Autor erzählt die Geschichte von Ingrid Barrøy, die als kleines Mädchen zusammen mit ihren Eltern, Opa Martin, Tante Barbro und ein paar Tieren die karge Insel Barrøy vor der Küste Norwegens bewohnt. Umgeben vom Meer und den ständig wechselnden extremen Wetterverhältnissen ausgesetzt, trotzen sie mit harter Arbeit ihrer Insel das zum Überleben Notwendige ab. Jahre später ändert sich Ingrids Leben schlagartig, als der zweite Weltkrieg in Form des schiffbrüchigen Flüchtlings Alexander in ihre Abgeschiedenheit eindringt...

 

 

Eine großartig erzählte Familiensaga, eins der Bücher, die nie zu Ende gehen sollten.  

   

Gøhril Gabrielsen, „Die Einsamkeit der Seevögel“ 

ISBN 978-3-458-17780-7, Suhrkamp Verlag, 174 Seiten, 20,- Euro

 

Eine einsame Forschungsstation im äußersten Norden Norwegens.

 

Eine Wissenschaftlerin will dort Vogelpopulationen und Klimaveränderungen untersuchen. Sie wartet auf ihren Geliebten, mit dem sie gemeinsam an den Forschungsprojekten arbeitet. Aber seine Ankunft verzögert sich. Sie ist allein, nur alle paar Wochen kommt ein Versorgungsschiff mir Proviant vorbei. Ansonsten nichts außer Schnee, Kälte, Dunkelheit und menschenfeindliche Natur. Langsam verändern sich ihr Wesen und ihre Wahrnehmung. Bildet sie sich die seltsamen Geräusche nur ein? Ist sie vielleicht doch nicht allein?...

 

 

Kein Krimi, aber umso spannender! Wenn Ihnen „Das große Spiel“ von Céline Minard gefallen hat, dann sind Sie hier goldrichtig.

 

 Peter Keglevic, „Wolfsegg“

 

ISBN 978-3-328-60098-5, Penguin-Verlag, 320 Seiten, 20,- Euro

 

So intensiv, so düster und so dicht!

 

Agnes ist 15. Sie lebt mit der todkranken Mutter, dem eigenbrötlerischen Vater und ihren beiden kleinen Geschwistern in einem kleinen Bergdorf irgendwo in Österreich. Agnes kümmert sich um alles. Sie sorgt dafür, dass der Laden irgendwie läuft. Als beide Eltern kurz nacheinander sterben, muss sie es alleine mit den beiden Kleinen schaffen. Agnes will um jeden Preis verhindern, dass sie ins Heim kommen. Die Verantwortung droht sie zu erdrücken…

 

 

Agnes ist sehr stark, eine Heldin, mit der man mitleidet, bangt und hofft. Und die man nicht so schnell wieder vergisst. Siehe dazu auch die Besprechung zu „Sal“ von Mick Kitson. Zwei erstklassige Romane mit vielen verblüffenden Analogien.

 

Mick Kitson, „Sal“ 

ISBN 978-3-462-32017-6, Kiepenheuer & Witsch, 352 Seiten, 20,- Euro

 

Ein ergreifender Roman über die Liebe zwischen zwei Schwestern und das Überleben in der Natur.

 

Sal’s Mutter ist Alkoholikerin. Im Delirium bekommt sie nicht mit, was ihr aktueller Lebenspartner mit Sal macht. Als er androht, dasselbe demnächst auch mit Sal’s jüngerer Schwester Peppa zu tun, verwirklicht Sal endlich ihren Plan, den sie monatelang minutiös vorbereitet hat. Zusammen mit Peppa flieht sie in die Schottischen Highlands. Ein abenteuerlicher Survival-Kampf in völliger Abgeschiedenheit beginnt…

 

 

Sal ist wie Agnes in Peter Keglevics „Wolfsegg“ (s.o.) ein Mädchen, das frühzeitig aus Liebe zu seiner kleinen Schwester enorme Verantwortung übernehmen muss. Ungemein spannend und eindrücklich. 

 

Norbert Scheuer, „Winterbienen“ 

ISBN 978-3-406-73963-7, C.H. Beck, 319 Seiten, 22,- Euro   

 

In Tagebuchform erzählt der Autor die letzten Monate des 2. Weltkriegs in einer Kleinstadt in der Eifel. Völlig unaufgeregt schildert er das täglich zunehmende, eigentlich unbeschreibliche Chaos.

 

Der Autor der Tagebücher, Egidius Arimond, leidet unter epileptischen Anfällen und ist deshalb wehruntauglich. Liebevoll hegt und pflegt der junge Mann seine Bienenvölker. Seine Bienenstöcke sind in der ganzen Gegend verteilt. In einer Höhle versteckt er immer wieder von den Nazis verfolgte Juden. In präparierten Stöcken bringt er sie zur Belgischen Grenze. Dabei gerät er selbst in Lebensgefahr. Außerdem gehen seine Medikamente zur Neige…

 

 

Der Roman ist überaus lehrreich in Bezug auf das geheimnisvolle Leben der Bienen und entpuppt sich am Ende gar als packende Biographie. Großartig! Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2019.

 

David Diop, „Nachts ist unser Blut schwarz"

ISBN 978-3-351-03791-8, Aufbau Verlag, 160 Seiten, 18,- Euro

 

Drastisch. Grausam. Ein Anti-Kriegsroman, der diese Bezeichnung wirklich verdient.

 

In einem französischen Schützengraben des 1. Weltkriegs verliert der „Schokosoldat“ Alfa Ndiaye seinen besten Freund, seinen Seelenbruder. Er gibt sich selbst die Schuld an dessen Tod und wird zum gnadenlosen Monster, vor dem sich alle fürchten. Auch seine eigenen Kameraden... 

 

Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt des lycéens 2018 und in Frankreich als literarische Sensation gefeiert. 

 

Tatiana De Rosnay, "Fünf Tage in Paris"

ISBN 978-3-570-10365-4, Bertelsmann-Verlag, 304 Seiten, 20,- Euro

 

Familie Malegarde trifft sich zur Feier des 70. Geburtstages von Paul in einem Hotel in Paris. 

Tochter Tilia reist mit ihrer eigenen Familie aus London an, Sohn Linden aus San Francisco. Doch dann erleidet Paul einen Schlaganfall und muss ins Krankenhaus. Wegen tagelangen Dauerregens kommt es zu allem Überfluss auch noch zu Überschwemmungen. Die Familie kann Paris nicht verlassen und vieles, was an Geheimnissen oder Unausgesprochenem brodelt, kommt nun ans Licht...

 

Ein berührender Familienroman und Nummer 1 Bestseller aus Frankreich.

 

Hiromi Kawakami, "Die zehn Lieben des Nishino"

ISBN 978-3-446-26169-3, Hanser- Verlag, 192 Seiten, 20,- Euro

 

Der neue Roman einer der populärsten Schriftstellerinnen Japans.

 

 

In 10 Kapiteln erzählen 10 ehemalige Geliebte/Freundinnen von ihren Erfahrungen mit Nishino, der eigentlich der perfekte Mann/Liebhaber ist, weil er die Wünsche seiner Frauen erraten kann. Dennoch findet er nicht die "Liebe für's Leben". Er ist ein Don Juan, der es irgendwie ernst meint, aber immer auf der Suche nach seinem Lebensglück ist und keine richtige Nähe zulässt...

 

Ein zurückhaltend kluges Buch über die Liebe.

 

Nell Leyshon, "Der Wald"

ISBN 978-3-96161-052-5, Eisele-Verlag, 336 Seiten, 22,- Euro

 

Pawel und Zofia. Sofia und Paul.

Sohn und Mutter. Frau und Mann.

 

Warschau im 2. Weltkrieg.  Das Leben einer gutbürgerlichen Familie zerbricht am Krieg. Zofia hält sich fest an ihren Erinnerungen, um zu überleben. Und Pawel, ihr Sohn, sucht immer wieder Halt bei seiner Mutter, er versteht den Krieg nicht. Pawel und Zofia überleben den Krieg. Viele Jahre später leben sie als Paul und Sofia in England. Dort müssen sie sich der Vergangenheit stellen...

 

Ein sehr einfühlsames, in den Seelen der Menschen suchendes Buch.

 

Katharina Mevissen, "Ich kann dich hören"

ISBN 978-3-8031-3306-9, Wagenbach, 176 Seiten, 19,- Euro

 

Ein starkes Debut!

 

Osman, dem türkischstämmigen Cellostudenten, fehlen oft die richtigen Worte, die Kommunikation mit seinen Mitmenschen will einfach nicht gelingen. Während ihm in der Einheit mit seinem Instrument vieles zu gelingen scheint, ringt er oft um Worte, die sich ihm verweigern – und dann bleibt nur die Flucht vor den anderen, vor seiner Tante, vor seinem Vater und vor allem vor sich selbst. Ein Diktiergerät, das er zufällig findet, macht ihm nach und nach bewusst, dass auch andere Menschen auf der Suche nach ihrer eigenen Sprache sind. In diesem Fall eine junge, gehörlose Frau.

Und so findet auch dieser Roman seinen ihm ganz eigenen Sprachrhythmus.

 

Welch eine Komposition!

 

Alexander Pechmann, "Die Nebelkrähe"

ISBN 978-3-95829-583-4, Steidl Verlag, 174 Seiten, 18,- Euro

 

London, die 1920er Jahre: eine Stadt, die nach den Erschütterungen des Ersten Weltkrieges versucht, dem Leben wieder eine Richtung zu geben. Man nimmt an Séancen teil, setzt sich mit Spiritisten auseinander, lässt sich von einer Opium rauchenden burmensischen Prinzessin ihr Leben erzählen, lernt zwielichtige Verleger und chinesische Drogenbarone kennen und macht die Bekanntschaft mit Dorothy Wilde, einer Nichte Oscar Wildes. Auf diese Gemengelage mit all seinen geheimnisvollen, schrägen Vögeln trifft der vom Ersten Weltkrieg traumatisierte Mathematikstudent Peter. Peter versucht nicht nur den Stimmen in seinem Kopf auf den Grund zu gehen, sondern auch das Geheimnis der Daguerreotypie eines kleinen Mädchens zu ergründen. Ihr Foto steckte ihm ein Kriegsfreund zu, bevor er für immer verschwand. Eine spannende, sehr atmosphärische Spurensuche beginnt...

 

Der Verlag spricht von einer Hommage an den klassischen Schauerroman – eine Vorliebe für Romane des 19./20. Jahrhunderts hat der Autor mit zahlreichen Übersetzungen englischer und amerikanischer Klassiker gezeigt.

 

Emile Zola, „Das Paradies der Damen“ 

ISBN 978-3-423-14276-2, dtv, 576 Seiten, 12,90 Euro

 

Wie wäre es mal wieder mit einem Klassiker? Wir hätten da einen Vorschlag für Sie: Ausgehendes 19. Jahrhundert, Paris - es geht um Verführung und verführt werden, es geht um die Ideen für ganz neue, rauschhafte Einkaufserlebnisse, es geht um die Erschaffung gigantischer, lichter Konsumkathedralen. Es geht aber auch um Denise, eine Verkäuferin aus der Provinz, die um ihren Platz in einem dieser alles verschlingenden Warentempel kämpft. Emile Zola betrieb gezielt soziologische und betriebswirtschaftliche Studien für diesen Roman, der einen Band seines 20bändigen Romanzyklus „Die Roujon-Macquart“ ausmacht. Bereits damals spielten Kommerz, Marketing und Personalpolitik eine große Rolle und veränderten ganze Stadtviertel…

  

Spannend und sehr, sehr aktuell! Greifen Sie zu und lassen Sie sich verführen.

 

Philipp Blom, „Eine italienische Reise - Auf den Spuren des Auswanderers, der vor 300 Jahren meine Geige baute 

ISBN 978-3-446-26071-9, Hanser Verlag, 320 Seiten, 26,- Euro

 

Philipp Blom hatte als Kind den Traum, Geiger zu werden, entschied sich dann aber für die Geisteswissenschaften. So verdanken wir ihm jetzt einige erzählende Sachbücher, wie „Die Welt aus den Angeln“ (dtv) oder sein Epochenporträt der Jahre 1900-1914, „Der taumelnde Kontinent“ (dtv). Seine Liebe zu seinem Instrument hat er aber nie aufgegeben. Er hat sich jetzt sogar auf die Suche nach der Entstehungsgeschichte seiner Geige gemacht, die wahrscheinlich ihren Ausgang um 1700 in Füssen nahm. Seine Reise führt ihn weiter nach Venedig, auch Wien spielt eine Rolle. Wir erfahren viel Persönliches, aber auch viel über das Handwerk des Geigenbaus, des Holzhandels…

 

 

Eine fesselnde Kulturgeschichte, ein leidenschaftliches Buch für alle, die auch selbst gerne versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

 

Judith Schalansky, „Verzeichnis einiger Verluste“ 

ISBN 978-3-518-42824-5, Suhrkamp-Verlag, 252 Seiten, 24,- Euro     

 

Schon der Titel verspricht Ungewöhnliches. Und tatsächlich ist dieses Buch pure Erzählkunst und auch optisch und haptisch etwas ganz Besonderes.

In 12 Kapiteln handelt es vom Verlorengegangenen, von den Lücken in unserer kollektiven Erinnerung, von dem was nicht mehr da oder nicht mehr offensichtlich ist. Von Menschen, Tieren Erfindungen, Kulturen, die in der allgegenwärtigen Wissensflut untergegangen sind. Und vom Erinnern durch das Erzählen und das schriftliche Festhalten.  

 

 

Von der vielfach ausgezeichneten Autorin und Herausgeberin der wunderschönen Reihe „Naturkunden“. 

 

Dörte Hansen, „Mittagsstunde“  

ISBN 978-3-328-60003-9, Penguin, 320 Seiten, 22,- Euro

 

Leise und eindringlich schön, ein Roman-Highlight des vergangenen Jahres.

 

Ingwer Feddersen kehrt nach dem Studium in Kiel zurück in sein Dorf. Zurück in eine Welt, die sich in den wenigen Jahrzehnten seit der Flurbereinigung grundlegend verändert hat. Seine Großeltern halten in ihrer Kneipe stur die Stellung, aber der Niedergang des vertrauten alten dörflichen Lebens ist überall zu sehen und zu spüren...

 

 

Mit feinem Humor und wunderbarem Sprachstil beschreibt Dörte Hansen eine traurige Realität, die in ihrem Roman zwar im hohen Norden spielt, aber auch hier bei uns angesiedelt sein könnte. Dann allerdings ohne plattdeutsche Einsprengsel.

 

Takis Würger, „Stella“ 

ISBN 978-3-446-25993-5, Hanser Verlag, 224 Seiten, 22,- Euro

 

Ein literarisches Schatzkästchen in der Bildwelt der Fernsehverfilmung von „Babylon Berlin“.

 

1942. Friedrich, ein junger Schweizer aus wohlhabendem Elternhaus, reist nach Berlin. Auf einer Kunstschule lernt er Kirstin kennen und verliebt sich in sie. Zusammen tauchen die beiden in das pulsierende, halblegale Berliner Nachtleben ein. Eines Tages steht Kirstin mit kurzgeschorenem Haar und Striemen im Gesicht vor seiner Hoteltür. Sie erzählt, dass sie eigentlich Stella heißt und Jüdin ist. Sie wird von der Gestapo gezwungen, andere Juden zu verraten, um ihre eigene Familie zu retten…

 

 

Ein packender Roman mit einem wahren Kern. Sprachlich ungemein dicht und auf dem Punkt. 

 

Melanie Raabe, „Der Schatten“ 

ISBN 978-3-442-75752-7, btb., 416 Seiten, 16,- Euro

 

 „Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“

Eine wildfremde Bettlerin richtet diese Verheißung mitten in der Fußgängerzone an die junge Journalistin Norah, die gerade frisch nach Wien gezogen ist. „Völlig absurd und abwegig“, denkt sich Norah. Aber dann häufen sich seltsame Zufälle und zwingen Norah auf die Suche nach dem Mann, den sie ermorden wird… 

 

 

Unspektakulär, ganz ohne Blutvergießen und trotzdem ein spannungsgeladener Psychothriller erster Klasse.

 

Nino Haratischwili, "Die Katze und der General"

ISBN 978-3-627-00254-1, Frankfurter Verlagsanstalt, 768 Seiten, 30,- Euro

 

Stand völlig zu Recht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2018. Das neue Meisterwerk der Deutsch-Georgierin

 

Was als opulenter Gesellschaftsroman beginnt, bildhaft und ausladend erzählt, wird im Laufe der Geschichte zu einem Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Leitthema, festgemacht am ersten Tschtschenienkrieg, ist die Frage, wie es dazu kommen kann, dass "normale" Menschen aus heiterem Himmel zu wilden Bestien werden.  

 

Für alle, denen "Das achte Leben - für Brilka", der erste Erfolgsroman der Autorin gefallen hat, ein Muss!

 

Hélène Grémillon, „Das geheime Prinzip der Liebe“

ISBN 978-3-426-51381-1, Knaur-Verlag, 256 Seiten, 9,99 Euro

 

Ein Beziehungsroman so packend wie ein Thriller.

 

Die junge Künstlerin Annie freundet sich mit der wohlhabenden Madame M. an. Madame M. kann keine Kinder bekommen, was ihre Ehe mit Paul immer stärker belastet. Annie bietet an, für ihre Mäzenin ein Kind zu bekommen. Von Paul. Aber so einfach ist es nicht. Aus Liebe wird Hass und es beginnt ein abgrundtiefes Verwirrspiel um Louise. Oder Camille…? 

 

Eine raffiniert konstruierte Geschichte mit verstörenden Perspektivwechseln und immer neuen Wendungen. Hochspannung bis zum Schluss.

 

D.B. John, "Stern des Nordens"

ISBN 978-3-8052-0032-5, Wunderlich-Rowohlt, 544 Seiten, 24,- Euro (Hardcover), 16,99 Euro (Taschenbuch)     

 

Ein Top-Thriller, bei dem es zur Abwechslung mal nicht um die Aufklärung eines Mordes geht.

 

Jenna ist Afroamerikanerin mit Koreanischen Wurzeln. Als sie vom CIA für eine Undercover-Aktion in Nordkorea angeworben wird, nutzt sie diese Chance, um ihre dort lebende Zwillingsschwester finden. Ein höchstgefährliches Unternehmen in dem völlig abgeschotteten Land, über das im Westen so gut wie nichts bekannt ist. Außer, dass es von der Kim-Dynastie rücksichtslos und brutal ausgebeutet wird, die sich ein aggressives Atomwaffenprogramm auf Kosten der bitterarmen Bevölkerung leistet. Jenna erhält unerwartete Hilfe von Oberst Cho… 

 

Der Autor schildert die Lebensumstände in Nordkorea auf höchst eindrucksvolle Weise. Er war persönlich dort und hat viele Berichte von Überläufern und Geflohenen in seinem Roman verarbeitet. Das macht diesen Thriller so glaubwürdig und ungemein spannend.

 

Thomas Raas, "Walter muss weg"

ISBN 978-3-462-05095-0, Kiepenheuer & Witsch, 384 Seiten, 20,- Euro

 

Schwarzer Humor aus Österreich im Stil eines Josef Hader.

 

Es ist Hannelore Hubers erster Fall. Und der hat’s in sich. Ihr Ehemann Walter ist verstorben. Bei der Beerdigung rutscht der Deckel vom Sarg und gibt den Blick auf den Toten frei. Dort liegt nicht Walter, sondern der Bestatter, Albin. Halb Glaubenthal wird Zeuge dieses fatalen Fehlers. Und dann wird auch noch die hübsche Svetlana vermisst. Gibt es da etwa einen Zusammenhang? Frau Huber muss ermitteln… 

 

Spannende Geschichte. Ernste Themen und witzige Wortspiele in stetem Wechsel. Der Autor hat offensichtlich Spaß am Wortverdrehen. Dabei gleiten die originellen Dialoge nie in Klamauk ab. Ein Roman, den man mit wachem Kopf lesen sollte. 

 

Sascha Reh, "Aurora"

ISBN 978-3-89561-088-2, Schöffling & Co., 184 Seiten, 20,- Euro

  

Eine rasante Weihnachtsgeschichte, die eigentlich gar keine ist.

 

Ein eisiger Schneesturm, ein Schützenpanzer, ein Soldat, ein Journalist und eine Hebamme. Das sind die Protagonisten des neuen Romans von Sascha Reh.

Heiligabend auf Bornholm. Es ist ein Notfall. Eric muss eine Schwangere retten. Wegen der drastischen Schneeverhältnisse schnappt er sich kurzerhand einen Schützenpanzer. Unterwegs lädt er die Hebamme Tamara ein, schließlich geht es um eine Geburt. Der zynische, von sich selbst eingenommene 2. Klasse-Journalist Ole ist eher zufällig mit an Bord.

Zwischen den Dreien entwickelt sich eine wundersame Geschichte mit überraschenden Wendungen und erfrischendem Wortwitz rund um die Rolle des Mannes in der heutigen Zeit. 

 

Temporeich und sehr unterhaltsam erzählt. Dieser Roman macht einfach Spaß.

 

Kent Nerburn, "Nicht Wolf nicht Hund"

ISBN: 978-3-406-72498-5, C.H. Beck, 350 Seiten, 24,95 Euro

 

Ein literarisches Road Movie in die Welt der nordamerikanischen Indianer.

 

Der alte Indianer Dan macht den weißen Ethnologen und Schriftsteller Kent Nerburn zum Chronisten der indianischen Kultur. Zusammen mit Dans Hund Fatback und dem ebenfalls betagten Grover am Steuer eines schrottreifen Buick führt er die Gruppe scheinbar ziellos durch indianisches Land und tief hinein in indianische Kultur und Geschichte. Die Reise endet in Wounded Knee, dem Ort des letzten großen Massakers an vielen wehrlosen Indianern. Hier beginnt Dan ein ungewöhnliches indianisches Ritual… 

  

Eine hochinteressante Reportage über das desaströse Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Kulturen, ganz ohne Karl-May-Romantik.

 

Morten Ramsland, Die Legende vom goldenen Ei“

ISBN 978-3-89561-422-4, Schöffling & Co., 280 Seiten, 22,- Euro

 

In Dänemark als Meisterwerk gefeierter Roman. Ein Geheimtipp bei uns.

 

Es ist die Geschichte von einem goldenen Ei, die der Großvater seinem Enkel erzählt. So war es schon immer. Mit der Geschichte des Eies wird auch die Geschichte der Familie und der Dorfgemeinschaft tradiert. Es ist eine Legende aus einer Zeit heidnischer Rituale, tief verwurzeltem Aberglauben in einem harten und kargen, bäuerlichen Umfeld. So brutal die Lebensumstände, so deftig die Sprache. 

 

Ein wunderschönes Märchen für Erwachsene, absolut magisch, aber nichts für Zartbesaitete.

 

Burghart Klaußner, „Vor dem Anfang“ 

ISBN 978-3-462-05196-4, Kiepenheuer&Witsch, 176 Seiten, 16,99 Euro

 

Das bemerkenswerte Debüt des bekannten Schauspielers („Die fetten Jahre sind vorbei“,…).

 

Berlin im April 1945. Unmittelbar vor Kriegsende. ‚Der Russe‘ steht schon vor Wannsee. Fritz und Schultz konnten sich bisher wegducken, aber jetzt trifft es die beiden doch noch. Das Chaos der letzten Stunden saugt sie auf…

 

Dramatisch und doch irgendwie hoffnungsvoll. Mit einem Schuss Humor trotz allem. 

 

Olivier Guez, „Das Verschwinden des Josef Mengele“ 

ISBN 978-3-351-03728-4,Aufbau-Verlag, 224 Seiten, 20,- Euro

 

Ein Tatsachenroman, eine exzellente Mischung aus Fiktion und Biographie.

 

Josef Mengele, bekannt als Todesengel von Auschwitz, ist einer der meistgesuchten Naziverbrecher in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1949 flieht er nach Argentinien. Dort trifft er auf ein gut organisiertes Netzwerk anderer Nazis, die sich gegenseitig helfen und ihren Hitler- und Rassenkult weiter pflegen. Von Reue keine Spur. Großzügig unterstützt von Präsident Peron und dem Ulmer Familien-Clan führt Mengele ein unbeschwertes und komfortables Leben. Als Eichmann vom Israelischen Geheimdienst entführt wird, muss Mengele untertauchen. Sein Niedergang beginnt… 

 

Glänzend recherchierter Politthriller. Spannend und doch schonungslos erzählt bis zur letzten Seite.

 

Juli Zeh, „Neujahr“ 

 ISBN: 978-3-630-87572-9, Luchterhand, 186 Seiten, 20,- Euro     

 

Ein weiteres Meisterstück der vielfach preisgekrönten Erfolgsautorin.

 

Lanzarote. Neujahr. Familienvater Henning macht eine Radtour, um sein Leben mit neuen Vorsätzen etwas besser zu ordnen, das geprägt ist von Perspektivlosigkeit und zunehmenden Panikattacken. Anspruchsvoll und steil, sehr steil geht es hinauf auf einen Pass, auf dem ein kleines Dorf thront. Dort durchzuckt ihn ein Erinnerungsblitz. Er war schon mal hier im Urlaub mit seinen Eltern, genau hier, vor vielen Jahren.

Bis hierher ist „Neujahr“ schon mal ein sehr guter Roman. Aber dann geht’s erst richtig los:

Der vierjährige Henning und seine kleine Schwester erleben einen traumatischen Urlaub allein in einem Haus oberhalb des Dorfes. Die Eltern sind weg. Lange. Sehr lange. Henning muss sich um die Zweijährige kümmern. Angst, Chaos,… 

 

Dieser Roman ist der Hammer! Juli Zeh beschreibt das Unbeschreibliche aus Sicht des kleinen Jungen. 

 

Michael Ondaatje, „Kriegslicht“ 

ISBN 978-3-446-25999-7, Hanser Verlag, 320 Seiten, 24,- Euro 

 

Der neueste Wurf des Autors von „Der Englische Patient“.

 

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verreisen die Eltern von Nataniel und Rachel auf unbestimmte Zeit. Sie lassen die beiden Jugendlichen in der Obhut von seltsam skurrilen Menschen. Allen voran „der Falter“ und „der Boxer“. Die Zeit vergeht, kein Lebenszeichen der Eltern. Dann findet Rachel im Keller den Überseekoffer der Mutter, mit all den Kleidern, die diese auf ihre Reise mitnehmen wollte…

Jahre später beginnt Nathaniel das geheimnisvolle Leben seiner Eltern in Zeiten des Kalten Krieges aufzuarbeiten. 

 

Spannend, auch wenn die Geschichte etwas konstruiert wirkt.

 

Sylvie Schenk, „Eine gewöhnliche Familie“ 

ISBN 978-3-446-25996-6, Hanser Verlag, 160 Seiten, 18,- Euro

  

Der nächste mitreißende Roman der seit über 50 Jahren in Deutschland lebenden Französin.

 

Wie bereits in ihrem Band „Schnell , Dein Leben“ (Goldmann Taschenbuch, 9,- €), in dem die Autorin aus biographischen Erinnerungssteinchen ein beeindruckendes Mosaik der Nachkriegszeit in Deutschland – und zwar aus der Sicht einer jungen Französin - gestaltet hat, werden auch in diesem neuen Bändchen kurze Erinnerungstücke zu etwas Großem zusammengefügt.

Diesmal ist der Ausgangspunkt eine Beerdigung, die Erbstreitigkeiten auslöst. Man könnte meinen wie einfallslos! Aber Sylvie Schenk versteht mit wenig Worten und einem ganz eigenen Sprachmodus eine Familie mit all ihren Facetten, Abgründen und Liebenswürdigkeiten spannend zu beschreiben.

  

Absolut lesenswert und kein bisschen einfallslos!

 

Maike Wetzel, „Elly“ 

ISBN: 978-3-89561-286-2, Schöffling & Co., 152 Seiten, 20,- Euro

 

Ein Romandebüt, das es in sich hat!

 

Die elfjährige Elly ist verschwunden. Spurlos. Die Eltern und ihre ältere Schwester versuchen irgendwie weiterzumachen. Jedes Familienmitglied trauert und hofft aus eigene Weise. Loslassen ist unmöglich, Elly bleibt allgegenwärtig. Die Sehnsucht nach Elly und nach dem Familienglück, wie es früher einmal war, wird übermächtig und verdrängt die Realität…

 

 Brillant konstruierte Geschichte, ungemein fesselnd erzählt.

 

Gerhard Jäger, „All die Nacht über uns“

 

ISBN 978-3-711-72064-1, Picus Verlag Wien, 240 Seiten, 22,- Euro

 

Ein Soldat, 12 Stunden Wachdienst, jede Stunde ein Kapitel.

Ein namenloser Soldat auf einem Wachturm an einer nicht definierten Grenze. Er soll sein Land vor illegalen Einwanderern beschützen. Mit dabei sein Gewehr, ein Bild seines tödlich verunglückten Jungen und das Tagebuch seiner Großmutter, in dem sie ihre Flucht im Frühjahr 1945 vor der anrückenden Roten Armee schildert. Es ist eine lange Nacht mit 12 endlos langen Stunden. Viel Zeit für den Soldaten und seine Flucht vor den Bildern der Vergangenheit und der Gegenwart…

 

Die Chronik einer Nacht, die Chronik eines Lebens. Bestechend und voller Poesie.

 

Mareike Fallwickl, „Dunkelgrün fast Schwarz“

ISBN 9783627002480, Frankfurter Verlagsanstalt, 480 Seiten, 24,-  Euro

 

Ein Debüt, das es in sich hat. Unbedingt lesen!

 

Raffael und Moritz sind seit Kindestagen eng befreundet. Raffael gibt vor, Moritz gibt nach. Moritz‘ Mutter erkennt die Gefahr, die von Raffael für ihren Sohn ausgeht. Als eines Tages Johanna neu in die Schule kommt, entwickelt sich die Jungenfreundschaft zu einer fatalen Dreiecksgeschichte. 16 Jahre später schlägt das Schicksal zu…

  

Ein Roman über die Freundschaft, leidenschaftlich, grausam und voller Liebe.

 

Herman Koch, „Der Graben“ 

ISBN 978-3-462-05082-0,Kiepenheuer & Witsch, 306 Seiten, 20,- Euro    

 

Unterhaltsame Urlaubslektüre des Holländischen Erfolgsautors.

 

Robert Walter ist nicht Irgendwer. Er ist der erfolgsverwöhnte und selbstverliebte Oberbürgermeister von Amsterdam. Er führt ein privilegiertes sorgloses Leben zusammen mit seiner Frau Sylvia und Tochter Diana. Scheinbar perfekt. Wäre da nicht dieser klitzekleine Zweifel. Hat seine geliebte Sylvia etwa eine heimliche Affäre mit einem seiner Untergebenen? Nein, das kann nicht sein, oder doch? Er stellt Nachforschungen an und der Zweifel wird übermächtig… 

 

Politisch, psychologisch bittersüß und rabenschwarz. Herman Koch in Höchstform.

 

Éric Vuillard, „Die Tagesordnung“

ISBN 978-3-95757-576-0, Matthes und Seitz, 130 Seiten, 18,- Euro     

 

2017 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete historische Erzählung über den Beginn des 2. Weltkriegs.

 

24 Männer, 24 Silhouetten des Deutschen Kapitalismus: Krupp, Quandt, Flick,….die meisten der 24 Namen sind auch heute noch ein Synonym für Geld und Macht. Ihr geheimes Treffen auf Einladung Hermann Görings am 20.02.1933 bildet den Anfang dieser Erzählung und nach Ansicht des Autors den Anfang des Siegeszugs des Nationalsozialismus. Diese 24 spendeten Geld für die unvergleichliche Nazi-Propaganda Maschinerie. 5 Jahre danach begann mit dem „Anschluss“ Österreichs eines der schwärzesten Kapitel der Geschichte… 

 

Ein höchst aufschlussreiches Buch, das trotz seiner Kürze die aus Schulbüchern bekannte Geschichte stilistisch grandios neu erzählt. Ein Buch, das angesichts der aktuellen Diesel- und Datenklau-Skandale zur Erkenntnis beiträgt, dass sich seither zwar vieles geändert hat, manches aber auch nicht.

 

Céline Minard, „Das große Spiel“

ISBN 978-3-95757-526-5, Matthes & Seitz, 192 Seiten, 20,- Euro

 

 Philosophisch, surreal, rätselhaft. Ein literarisches Kleinod.

 

Eine Frau allein in den Bergen. Sie hat sich auf knapp 2000 Metern eine Wohnröhre bauen lassen. Mit dem allernötigsten ausgestattet startet sie ein neues Leben in völliger Abgeschiedenheit. Sie legt einen Gemüsegarten an und schafft sich voller Elan allmählich ihr eigenes kleines Reich. Bald schon fühlt sie sich als Teil von Flora und Fauna und beginnt die Umgebung zu erkunden. Da tritt etwas in Ihr Leben, völlig unerwartet und grotesk: ein Tier, ein Mensch? Wer auch immer der Eindringling ist, es beginnt ein Spiel, das Spiel des Lebens, das man nicht alleine spielen kann…

  

Großartig!  

 

Bergsveinn Birgisson, „Die Landschaft hat immer Recht“

ISBN 978-3-7017-1695-1, Residenz Verlag, 288 Seiten, 22,- Euro 

 

 

Zugegeben, der Buchtitel ist nicht gerade attraktiv. Aber keine Sorge, dieser Roman ist ebenfalls ein literarisches Kleinod. Diesmal aus dem äußersten Nordwesten Islands.

 

Die Küstenfischer im Geirmundarfjördur führen ein einsames und hartes Leben. Einer von ihnen, Halldor, führt Tagebuch immer dann, wenn die Boote wetterbedingt im Hafen bleiben müssen.

Seine Berichte über alltägliche Begebenheiten und seine philosophischen Gedanken schaffen ein eindrückliches Bild von der wilden Schönheit der Natur am Ende der Welt und der verletzlichen Seele der Fjord-Bewohner. Halldors Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und der Verlust seines Großonkels Gusi führen ihn an den Rand des Wahnsinns. Nur einer kann ihn retten und ihm den Weg zu seiner großen Liebe zeigen…

 

 

Ein humorvoll-melancholisches Buch voller Magie. Unbedingt empfehlenswert für Nordlandfahrer und –fans.   

 

Franz Hohler, „Das Päckchen“ 

ISBN 978-3-630-87559-0, Luchterhand Verlag, 224 Seiten, 20,- Euro

 

Was für ein schöner Roman!

 

Die eine Geschichte: Ernst kommt auf höchst seltsame Weise in den Besitz eines uralten außergewöhnlichen Buches. Das „Abrogans“ aus der Zeit Karls des Großen, eine Art Wörterbuch für Latein und Althochdeutsch. Auf der Suche nach der Herkunft des Sensationsfundes verstrickt er sich in ein gefährliches Lügennetz.

Die andere Geschichte: der junge Benediktinermönch Haimo schreibt gegen Ende des 8. Jahrhunderts im Auftrag seines Abtes ein Buch mit Lateinischen Wörtern und deren Deutsche Bedeutung. Das soll er in verschiedene Klöster Europas bringen, um es dort kopieren zu lassen und im Gegenzug selbst Werke aus deren Bibliotheken zu kopieren…

  

Zwei perfekt miteinander verwobene Geschichten, leise erzählt und ungemein spannend.

 

Jakob Hein, „Die Orient-Mission des Leutnant Stern“

ISBN 978-3-86971-172-0, Galiani Verlag Berlin, 256 Seiten, 18,- Euro

 

Eine verrückte Geschichte, eine wahre Geschichte.

 

Im 1. Weltkrieg macht sich Leutnant Edgar Stern mit einer Truppe muslimischer Kriegsgefangener auf die abenteuerliche und höchst gefährliche Reise nach Konstantinopel, um dort den Djehad zu entfachen. Der geplante Aufstand aller Muslime weltweit soll das Deutsche Kaiserreich in seinem Krieg gegen Russland Frankreich und England unterstützen. Auf ihrem langen Weg durch Feindesland gibt sich die Gruppe als Wanderzirkus aus. Ein ebenso verrückter wie tollkühner Plan mitten im Krieg… 

 

Ein historischer Roman, der das groteske Treiben menschlichen Handelns trotz aller Tragik witzig und humorvoll beschreibt und dabei hochaktuell ist.

 

Janet Lewis, "Die Frau, die liebte"

ISBN 978-3-423-28155-3,  dtv, 136 Seiten, 18,- Euro

 

Immer wieder tauchen Autoren aus vergangenen Zeiten auf, die vergessen zu sein schienen - und die wir nun mit großer Begeisterung „neu“ entdecken können.

 

So die Autorin Janet Lewis (1899-1998), die als überzeugte Kriegsgegnerin und Fürsprecherin für Indianer und Schwarze auftrat, und sich in diesem Buch einem realen Rechtsfall in Frankreich im 16. Jahrhundert annimmt. Spannend!

 

 

Nach jahrelanger, etwas rätselhafter Abwesenheit ihres Mannes ist die inzwischen 30jährige Bertrande de Rols einfach nur glücklich, den Vater des gemeinsamen Sohnes in ihre Arme schließen zu können. Überhaupt scheint mit der freudigen Rückkehr dem ganzen Anwesen und seinen Bewohnern neues Leben eingehaucht zu sein. Doch dann beschleichen die Frau Zweifel, ob dieser Martin Guerre wirklich ihr gesetzlich angetrauter Ehemann ist. Ein schmales Buch über die Zerrissenheit einer jungen Frau, die für ihr Recht bis zum Äußersten geht.

 

Milena Michiko Flašar, „Herr Katō spielt Familie“  

ISBN 978-3-8031-3292-5, Wagenbach, 176 Seiten, 20,- Euro

 

Über den Versuch eines späten Neuanfangs.

 

Herr Katō ist pensioniert und hat viel freie Zeit. Er hat Listen mit Dingen, die er schon immer einmal erledigen wollte, er hat Reisepläne für seine Frau und sich, und der Arzt bestätigt ihm, dass er gesund ist. Doch Herr Katō weiss mit sich und seiner Umwelt nichts anzufangen. Daher lässt er sich – wenn auch zögerlich – auf das Jobangebot der jungen Mie ein. Die Firma HAPPY FAMILIE bietet ihren Kunden Familienmitglieder, Chefs, Freunde, heimliche Geliebte für ein paar Stunden an. Und so mimt Herr Katō einmal den Großvater, dann den eine Lobeshymne singenden Chef, aber auch den Ehemann, der endlich einmal seiner Frau zuhört. Herr Katō geht in seinen Rollen auf. Als Mie plötzlich die Arbeit für beendet erklärt, muss Herr Katō versuchen außerhalb der Scheinwelt seinen Weg zu finden.

 

 

Nach „Ich nannte ihn Krawatte“ wieder ein Roman der österreichischen Autorin mit japanischen Wurzeln, der das Leben der Hauptfigur in ein ganz eigenes, sanftes Licht taucht. Wunderbar!

 

Jan Böttcher, "Das Kaff"

ISBN 978-3-351-03716-1, Aufbau Verlag, 269 Seiten, 20,- Euro

 

„Das Kaff“ thematisiert auf sehr unterhaltsame Weise die kulturelle Kluft zwischen Stadt-und Landleben.

 

Der Architekt Michael Schürtz muss für ein Bauprojekt aus der Großstadt zurück in das norddeutsche Kaff seiner Jugend. Dort trifft er auf alte Bekannte und auf alte Begebenheiten und Geschichten. Kindheits- und Jugenderinnerungen führen ihn auf den Weg zu seinem inneren Ich. Er erkennt, dass das Kaff immer ein Teil von ihm war und er einfach dazu gehört. 

 

Entwurzelung und Heimkehr. Ein witziges Lesevergnügen mit einem Schuss Wehmut, leicht und locker erzählt.

 

Daniel Kehlmann, "Tyll"

ISBN 978-3-498-03567-9, rowohlt, 480 Seiten, 22,95 Euro

 

„Tyll“ ist einfach großartig.

 

Auf jeder Seite dieses farbenfrohen Romangemäldes pulsiert das Leben. In der aus den Fugen geratenen Welt des 30jährigen Krieges spielt dieser opulente Roman über den provokanten Gaukler, Tyll Ulenspiegel, der während seiner Reise durch das kriesgebeutelte Land auf ganz unterschiedliche Menschen trifft. Kleine Leute und vermeintlich Große kommen zu Wort. So entfaltet sich ein gewaltiges Epos, ungewöhnlich und von beeindruckender Intensität.

 

Daniel Kehlmann ist ein Phänomen. Er schreibt sich von Erfolg zu Erfolg. „Tyll“ ist sein Meisterwerk.